Vorlage für
Zwischen Dom und Blocksberg
Ich stellte mir vor, Faust hätte vor dem Dom gestanden und Margarete
beobachtet, als diese von ihrem eigenen Gewissen gepeinigt wurde. Eben
noch hatte Faust Valentin getötet und bald würde ihn Mephistopheles der
Begierden des Blocksberges aussetzen...
Vor dem Dom
FAUST (Gretchen betrachtend).
So seh' ich unter vielen sie verweilen,
Meine Liebe, die so keiner andern gleicht
In ihrer Reinheit, vor der selbst die Sünde weicht,
Und dennoch mag sie ihre Wunden nicht zu heilen.
Da ich doch selbst wohl schuldig bin,
Muss ich mich hier vor ihrem Glanz verbergen?
Ihr holder Hain stirbt unter Leichensärgen,
Mutter und Bruder liegen schon darin.
Den Tod der ersten tat Grete nicht von eigner Hand,
Doch will sie trotzdem dafür Buße tun.
Der Tod des zweiten ließ den Dolch in meinen Händen ruhn,
Sodass sich dieser Liebe Kleid mit Blut verband.
Den unberührten Schoß, den ich ihr nahm,
Stahl ich mir wie ihr ganzes Leben.
Voll Ehrfurcht wollte sie mir alles geben,
Ich, ohne Skrupel, sie, ohne Scham,
So starb in ihren Armen auch mein Streben.
Sind nicht der böse Geist, der mich umgarnt
und der auch ihr den Sinn ließ dunkel sein,
Sowie der Herr, der uns vor keinem Unrecht hat gewarnt,
Die eigentlichen Täter unsrer Pein?