Es gibt für den Menschen, wenn er
frei bleibt, keine hartnäckigere und qualvollere Sorge als die,
möglichst schnell jemanden zu finden, den er anbeten kann. Doch der
Mensch strebt danach, etwas anzubeten, das über allen Zweifel erhaben
ist, so hoch erhaben, dass alle Menschen zugleich bereit sind, es
gemeinsam anzubeten. Denn die Sorge dieser jämmerlichen Geschöpfe
besteht nicht nur darin, etwas zu finden, das ich oder ein anderer
anbeten könnte, sondern etwas zu finden, woran alle glauben und was
alle, unbedingt alle zusammen anbeten könnten. Gerade dieses Bedürfnis
nach einer Gemeinsamkeit in der Anbetung war die größte Qual jedes
einzelnen Menschen und der gesamten Menschheit seit dem Anfang der
Zeiten. Um der gemeinsamen Anbetung willen rotteten sie einander mit dem
Schwerte aus. Sie schufen Götter und forderten einander auf: "Verlasst
eure Götter und kommt, die unsrigen anzubeten, oder ihr und eure Götter
sollt des Todes sein!" Und so wird es bleiben bis zum Ende der Welt,
selbst dann, wenn die Welt entgöttert sein wird: einerlei, sie werden
sich vor Götzen niederwerfen.
Fjodor Dostojewski