Giovanni Battista Piranesi: Untitled etching (called "The Pier with Chains"), plate XVI (of 16) from the series The Imaginary Prisons (Le Carceri d'Invenzione), Rome, 1761 edition (reworked from 1745).
Giovanni Battista Piranesi: Untitled etching (called "The Drawbridge"), plate VII (of 16) from the series The Imaginary Prisons (Le Carceri d'Invenzione), Rome, 1761 edition (reworked from 1745).
Giovanni Battista Piranesi: The Smoking Fire, plate VI (of 16) from the series The Imaginary Prisons (Le Carceri d'Invenzione), Rome, 1761 edition (reworked from 1745)
Giovanni Battista Piranesi: Untitled etching (called "The Sawhorse" or "The Saw Horse"), plate XII (of 16) from the series The Imaginary Prisons (Le Carceri d'Invenzione), Rome, 1761 edition (reworked from 1745).
"Als ich mir vor vielen Jahren Piranesis ›Römische Antike‹ ansah, stand
Coleridge dabei und beschrieb mir eine Reihe von Stichen dieses
Künstlers, die seine Träume genannt wurden und die die Szenerie seiner
Visionen während eines Fieberwahns wiedergaben. Einige von ihnen (ich
beschreibe sie lediglich aus der Erinnerung an Coleridges Bericht)
zeigten riesige gotische Hallen, auf deren Boden mächtige Maschinen und
Geräte, Räder, Seile, Schleudern und so weiter standen, eine ungeheure
Kraft ausdrückend, die sie freigesetzt, oder einen riesigen Widerstand,
den sie überwunden haben. An der Seite der Mauern sah man eine Treppe
sich hinauf winden, und diese Treppe schritt Piranesi persönlich empor.
Folge der Treppe ein Stück weiter, und du bemerkst, daß sie ein
plötzliches Ende erreicht, ohne irgendein Geländer, und keinen Schritt
dem erlaubt, der das äußerste Ende erreichen sollte, es sei denn
hinunter in die Tiefe. Was auch immer mit dem armen Piranesi werden
sollte, zumindest war zu vermuten, daß seine Mühen in irgendeiner Weise
zu Ende gehen würden. Doch erhebe deinen Blick und erblicke weiter oben
noch eine Treppe, auf der wieder Piranesi zu sehen ist, der diesmal
unmittelbar am Rande des Abgrundes steht. Erhebe abermals deinen Blick
und entdecke eine noch luftigere Treppe, und wieder befindet sich dort
der phantasierende Piranesi, mit seiner hochstrebenden Arbeit
beschäftigt; und so geht es immer weiter, bis sich sowohl die
unendlichen Treppen als auch der hoffnungslose Piranesi in der oberen
Düsternis der Halle verlieren."
Zum ersten Mal habe ich das Spiel vermutlich ungefähr im Jahr 2002 gespielt.
Die Idee der Stadt Silent Hill basiert auf ähnlichen Geisterstädten, die
beispielsweise durch Kohlebrände ausgelöscht wurden und heute nicht
mehr betretbar sind, wie die real existierende Stadt Centralia.
Die Gegend um Centralia wurde größtenteils für die Kohleförderung im
Bergbau genutzt. Die Grabungsgänge verteilten sich weit unter der
gesamten Stadt. Irgendwann brach durch ein Unglück ein unterirdisches
Feuer in der Stadt aus, das viele Menschenleben forderte und die
Bewohner dazu zwang, die Stadt zu verlassen. Auch heute noch steigen
giftige Dämpfe an die Oberfläche, die für den Menschen schädlich sind
und auch im Zuge dessen zu Halluzinationen führen können. Der
Kohlespeicher reicht jedoch dazu aus, dass das Feuer noch etliche
Jahrzehnte weiterbrennen kann.
Das ist also das Vorbild für Silent Hill. Im ersten Teil des Spieles
wird der Brand nur am Rande erwähnt. Vor sieben Jahren soll sich dort
ein Feuer ereignet haben, doch was danach geschah, bleibt ungewiss. Man
spielt den Familienvater Harry Mason, der mit seiner Tochter nach Silent
Hill in den Urlaub fahren möchte. Harrys Frau ist schon vor einigen
Jahren an einer Krankheit gestorben. Doch noch bevor Harry mit seinem
Wagen den Stadtrand erreicht, sieht er im Straßengraben ein
Polizeimotorrad verunglückt. Einen Augenblick später läuft ein junges
Mädchen vor ihm über die Straße, er verliert die Kontrolle über den
Wagen und dann das Bewusstsein.
Als er wieder erwacht, ist er mit dem Auto ebenfalls verunglückt. Doch
noch schlimmer ist das Verschwinden seiner Tochter. Er beginnt mit der
Suche nach ihr in der scheinbar verlassenen Stadt Silent Hill. Untypisch
für die Jahreszeit ist der dichte Nebel und der Schnee, der immer
wieder zur Erde fällt. Harry trifft auf die Polizistin, der das Motorrad
gehört. Sie will Hilfe anfordern, doch die gesamte Stadt scheint von
der Außenwelt abgeschnitten. Straßen sind blockiert oder verlieren sich
in Abgründen. Niemand kann die Stadt verlassen. Nach und nach findet
Harry heraus, dass seine Tochter die Wiedergeburt von Alessa ist, einem
Mädchen, dass in Silent Hill aufwuchs und von ihrer Mutter, Anhängerin
einer fanatischen Sekte, für Experimente missbraucht wurde. Die kleine
Alessa sollte Gott gebären und damit die Stadt vor der eindringenden
Dunkelheit bewahren. Dabei merkte niemand, dass gerade dieses Tun das
Verderben über Silent Hill brachte.
Mit der Dunkelheit ist die Welt gemeint, in die sich Silent Hill immer
wieder verwandelt. Eine düstere Welt aus fabrikähnlichen Gerüsten, Blut,
Monstern... ein Wirklichkeit gewordener Alptraum. Um dieser Dunkelheit
zu entkommen, muss Alessa vernichtet werden. Das bedeutet für Harry,
dass er gegen seine eigene Tochter kämpfen muss.
Doch nach diesem Showdown besteht die letzte Sequenz nur daraus, dass
man Harry bewusstlos mit blutendem Kopf in seinem Wagen sieht, scheinbar
tot.
Silent Hill spielt oft mit Traum und Realität. Man weiß nicht, was
Wirklichkeit ist. Stellt die alternative Welt das Jenseits dar und alle
Menschen, die man trifft, haben nur noch nicht erkannt, dass sie
eigentlich längst gestorben sind? Oder ist die andere Welt ein Sinnbild
für die eigene Psyche, die eigene Wahrnehmung der Außenwelt mit all
ihrer Grausamkeit? Sind die Protagonisten in Silent Hill alle verrückt?
Oder ist die Dunkelheit tatsächlich die Hölle, welche durch die
abwegigen Rituale hervorgerufen wurde?
Das alles bietet im Spiel viele Interpretationsmöglichkeiten.
Für die Atmosphäre sind größtenteils nicht nur die Bilder
verantwortlich, sondern in erster Linie die Musik und die Geräusche.
Darum bin ich auch ein ziemlich großer Fan von Akira Yamaoka, der für
alle Teile des Spieles und für den Film die Musik kreierte.
Ich kannte Silent Hill 1 ja schon seit längerem. Als ich es vor einem
Jahr jedoch noch einmal mehrfach durchgespielt habe, musste ich
feststellen, wie toll dieses Spiel wirklich ist. Ich hatte einiges
vergessen und habe mich trotz langer Horrorspielerfahrung an einigen
Stellen ziemlich erschreckt. Noch immer.
Es gibt einige, die meinen, die Grafik wäre mittlerweile mies und dass
man das Spiel so gar nicht mehr spielen könnte. Aber das sehe ich
keineswegs so. Noch immer finde ich die Grafik hervorragend, im Sinne
dessen, was man zur damaligen Zeit herausholen konnte. Es gibt einige
Spiele, die jetzt erscheinen und die grafisch echt super aussehen...
dennoch kommen viele nicht an SH1 heran. Denn zu einer guten Grafik
gehört nun einmal mehr. Man muss die Liebe zum Detail spüren. Besonders
die außergewöhnliche Kameraführung ist beim ersten Teil von SH einfach
am besten gelungen. Das kann man schwer beschreiben, aber ich glaube,
dass ich gerade bei diesem Teil die Figur und die Kamera am besten im
Griff habe. Es passt einfach super zusammen.
Auch die Ideen zur Veränderung der Welt sind im ersten Teil ziemlich
gut. Beispielsweise geschieht das erste Überschreiten dadurch, dass man
in der Schule, in der Harry nach seiner Tochter sucht, durch einen
Glockenturm geht. Man steigt eine Leiter hinab und geht immer geradeaus.
Und plötzlich steht man wieder außerhalb des gleichen Glockenturms auf
dem Schulhof und alles ist verändert. Noch besser ist jedoch die Idee
beim Krankenhaus. Man steigt im ersten Stock in den Fahrstuhl, fährt in
die zweite Etage und muss feststellen, dass die Tür dort verschlossen
ist. Darum fährt man in die dritte Etage, doch auch dort ist die Tür
verschlossen. In dem Moment ist man erst einmal ratlos, weil es jetzt
scheinbar kein Weiterkommen gibt. Doch als man zurück in den Fahrstuhl
steigt, gibt es dort plötzlich einen Knopf für die vierte Etage. Das
Krankenhaus hat allerdings nur drei Etagen. Fährt man nun in dieses
Stockwerk, beginnt sich das Krankenhaus zu verändern.
Das alles wirkt sicher nicht so gut, wenn man es nicht selbst spielt und erlebt... wie auch immer.
Die traurigste Stelle ist meiner Meinung nach die Geschichte um Lisa
Garland. Im Spiel trifft Harry auf die Krankenschwester Lisa. Sie taucht
nur in der veränderten Welt von Silent Hill im Krankenhaus auf und kann
dieses auch nicht verlassen. Sie meint, sie wäre in Ohnmacht gefallen
und kann sich an nichts mehr erinnern. Harry findet im Untergeschoss des
Krankenhauses seltsame und furchteinflößende Räume. Und in einem davon
wurde Alessa festgehalten. Man erfährt ein paar Sachen zu einem Brand,
in dem das Mädchen eigentlich hätte sterben müssen. Ihr gesamter Körper
war verkohlt.
Der Realfilm zu Silent Hill gibt Aufschluss darauf, dass Alessa
einerseits Gott gebären sollte, andererseits jedoch als vom Teufel
besessen betrachtet wird. Im Film soll sie deshalb im Feuer gereinigt
werden. Das Mädchen starb nicht und blieb die gesamte Zeit im
Krankenhaus, leidend unter ihren Verbrennungen. In dieser Zeit hat sich
ihr Hass immer weiter ausgebreitet. Dadurch geschah das gesamte Unglück
in Silent Hill, zumindest nach dieser Interpretation.
Im Spiel (und zum Teil wurde das im Film übernommen) ist Lisa die
Krankenschwester von Alessa. Deshalb kann sie sich auch dunkel an die
unterirdischen Räume erinnern. Man findet im Laufe des Spieles ein
Video, das Lisa zeigt, die verzweifelt über das noch lebende, verbrannte
Mädchen spricht. Sie versteht nicht, was dieses Kind am Leben hält. Und
sie will auch nicht weiter mit ihrer Pflege betraut werden. Lisa
beginnt seltsame Dinge zu sehen, Eiter und Blut laufen aus den
Wasserhähnen... und dann kommt sie zu der Erkenntnis, dass sie selbst
eines der Monster ist, eine von den verwandelten Krankenschwestern, die
Harry immer wieder angreifen. Damals wie heute denke ich, dass das die
traurigste Stelle im Spiel ist.
Beim ersten Durchspielen habe ich, wie bereits beschrieben, das
schlechteste Ende freigespielt, bei dem Harry tot in seinem Wagen liegt
und die ganze Geschichte nicht real war. Es gibt aber für den ersten
Teil, wenn ich richtig liege, fünf verschiedene Endings. Die Polizistin
Cybil beispielsweise greift Harry gegen Ende des Spieles an, weil sie
scheinbar besessen ist. Man kann sie entweder töten oder durch eine rote
Flüssigkeit, die man im Krankenhaus findet, wieder normal werden
lassen. Überlebt sie das Spiel, kann man die zwei anderen Enden
freischalten. Das ist dann abhängig von Kaufmann. Im Spiel trifft Harry,
wenn er zum ersten Mal das Krankenhaus betrittt, auf Dr. Kaufmann.
Dieser arbeitet im Krankenhaus. Später kann man ihn in einem
Extrakapitel noch einmal treffen und vor einem Monster retten, damit er
ebenfalls überlebt. Nach und nach findet man in diesem Fall heraus, dass
Kaufmann scheinbar mit Drogendelikten zu tun hat und einige Menschen in
Silent Hill dafür draufgegangen sind. Wenn man Kaufmann rettet, wird
der Endkampf schwerer, weil er Alessa, also die ursprüngliche Gestalt
von Harrys Tochter, mit der gleichen Flüssigkeit bewirft, mit der man
selbst Cybil wieder zurückgebracht hat. Dadurch löst sich der Dämon von
Alessa, gegen den Harry dann natürlich kämpfen darf. Wenn er nur gegen
die besessene Alessa kämpft, dann ist der Kampf wesentlich einfacher.
Egal, ob Cybil lebt oder nicht, auf diese Weise ist Alessa vom Dämon
befreit und erschafft wiederum eine Wiedergeburt von sich selbst. Dieses
Kind nimmt Harry anstatt seiner Tochter Cheryl auf, welche nun für
immer verloren ist. Harry flieht in den beiden guten Enden also mit oder
ohne Cybil und mit dem kleinen Baby. Im dritten Teil von Silent Hill,
der sich an den ersten anschließt, erfährt man dann, dass dieses Kind
Heather heißt, aber dazu schreibe ich später mehr.
Rettet man Cybil, dann erzählt Harry eine Geschichte, die man ansonsten
nicht weiß. Nämlich, dass seine siebenjährige Tochter Cheryl nicht das
Kind von ihm und seiner vor vier Jahren verstorbenen Frau ist. Sie haben
vor sieben Jahren das Kind am Straßenrand gefunden und aufgenommen. Da
wird Harry dann auch klar, dass es offensichtlich die Wiedergeburt
Alessas war. Diese Vorgeschichte sieht man übrigens bei Silent Hill
Origins, wozu ich auch bald noch etwas schreiben werde. Dabei wird klar,
dass Harry nicht einfach am Straßenrand ein Kind gefunden hat, sondern
dass Travis es ihm gab.
Ob man Cybil tötet oder nicht, das Ende für Kaufmann bleibt das
Gleiche... Er scheint eine Liebschaft mit der Krankenschwester Lisa zu
haben. Da Lisa sowieso verloren ist, holt sie dann in einer lustigen
Szene Kaufmann ebenfalls zu sich.