Donnerstag, 3. Januar 2013

Silent Hill: Revelation 3D

Beinahe hatte ich schon nicht mehr damit gerechnet, dass der zweite Film zu meiner Lieblingsspielserie überhaupt erscheinen würde, vergingen doch schon mehrere Jahre, seitdem der erste Film in den Kinos lief, an dessen Veröffentlichung ich damals übrigens genauso wenig geglaubt habe. Am 28. November ging ich schließlich zum Pre-Release im Elbe Park Dresden.
Alle Leser, die den Film noch nicht gesehen haben, sollten sich meinen Beitrag hier jetzt besser nicht durchlesen: er wird sehr viele Spoiler enthalten. Außerdem werde ich dabei, wie das für mich so üblich ist, in alle möglichen anderen Richtungen abschweifen. Seid also gewarnt.

Bevor ich mich aber in Ausschweifungen ergehe und Kritik äußere, lege ich mich gleich zu Beginn fest, dass ich Silent Hill Revelation für das, was es ist, sehr gut finde. Immerhin verfolge ich die Spielereihe seit dem zweiten Teil. (Das PS1-Spiel habe ich mir erst danach geholt, als ich mit dem Erscheinen der PS2 überhaupt erst auf Silent Hill aufmerksam wurde.) Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass Revelation nichts für diejenigen ist, die einfach nur einen guten Horrorfilm schauen wollen und von den Spielen wenig Ahnung haben. Und Fans der Resident-Evil-Filme werden im Großteil wahrscheinlich den zweiten Silent-Hill-Film lächerlich finden, falls sie denn überhaupt etwas mit dem ersten anfangen konnten. Aber machen wir uns nichts vor: es gibt nun mal eine stark ausgeprägte Fraktionsbildung zwischen Resident Evil und Silent Hill. Wer das eine mag, wird häufig das andere kleinreden. Zumindest konnte ich das sehr oft beobachten. Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel.

Zurück zum Film:
Er schließt gut an den ersten Teil an und ist als Videospielverfilmung ohnehin genial, wenn man mal bedenkt, was sonst so für Schrott zu Spielen gedreht wurde. (Alone in the Dark...)
Schon vor dem Schauen habe ich mich gefragt, wer dieses Mal für die Musik verantwortlich sein würde. Denn schließlich hatte ich über Akira Yamaoka, dem Silent Hill meiner Meinung nach mindestens 70 % seiner Atmosphäre zu verdanken hat, gelesen, dass er sich davon distanzieren wolle. (In Downpour hat Daniel Licht bewiesen, dass es trotzdem noch Mittel und Wege gibt, ein Silent Hill auch ohne Yamaoka zu erschaffen. Natürlich fehlt es der sehr dezenten musikalischen Untermalung von Licht an Genialität, aber durch die Idee der Radios konnte diese Zurückhaltung perfekt kompensiert werden.) In Revelation erübrigt sich diese Frage nach kurzer Zeit: die Filmmusik besteht meines Erachtens vollständig aus einem Zusammenschnitt der Spiel-OSTs. Zumindest kam mir kein einziger Song unbekannt vor und wenn, dann wurde nur minimal etwas hinzugefügt. Das ist keineswegs als Kritik gemeint. Es soll nur heißen, dass Yamaoka im Grunde auch für die Musik von Revelation verantwortlich ist, dass es aber nichts Neues zu hören gibt.
Die 3D-Animation ist ganz nett, wobei ich allerdings auch darauf verzichten kann. Es passte gut zu Silent Hill, wirkte auf mich aber lediglich dann beeindruckend, wenn weite Flächen zu sehen waren oder lange düstere Gänge.

Die schauspielerische Besetzung der Eltern von Heather/Cheryl/Sharon wurde glücklicherweise vom ersten Teil übernommen, obwohl ich es echt schade finde, dass Sean Bean als Harry Mason viel zu kurz kommt. Ich mag ihn in dieser Rolle nämlich sehr. Desweiteren ist mir nach wie vor rätselhaft, warum die Namen im ersten Teil geändert wurden. Sharon ist nicht weit entfernt von Cheryl. Warum wurde der Name trotzdem geändert? Soll das ein versteckter Hinweis auf Charon, den Fährmann der Unterwelt sein? Oder Christopher an Stelle von Harry. Dieser Umstand wurde im zweiten Film zwar ganz gut gelöst, indem Harry und Heather darüber sprechen, dass sie ihre Namen häufig ändern mussten, um dem Orden zu entgehen, aber dieses Easter Egg war mir ein bisschen zu viel. Da wurden ja zahlreiche Namen aus anderen Spielen der Reihe genannt und das wirkte auf mich ein wenig konstruiert, als wollte man überall noch etwas hineinquetschen. Bei solchen versteckten Hinweisen ist es jedoch immer schwierig, den Nerv der Fans zu treffen. Die einen freuen sich ein zweites Loch in den Po, den anderen ist es zu offensichtlich und unnötig. Also soll auch das keine Kritik sein, sondern nur mein persönliches Empfinden.

Noch einmal zum ersten Film: Ich fand die Erklärung, weshalb man eine Frau vorgezogen habe, ein wenig fadenscheinig. Es fühle sich laut Interview "echter" und "passender" an? Meiner Meinung nach wollte man vermutlich nur an die vielen anderen Horrorfilme anschließen, in denen eine Mutter verzweifelt nach ihrem Kind sucht. Ich frage mich manchmal, ob man da vielleicht vor der Darstellung eines liebevollen Vaters zurückschreckt. Dennoch ist die Lösung und vor allem das Ende des ersten Films hierdurch sehr gut geworden. Indem nicht Harry mit der Wiedergeburt seines Kindes aus der Stadt flieht, sondern seine Frau ihm das Kind übergibt und selbst zurückbleibt, wurde ein wenig jenes Ende des ersten Spiels aufgegriffen, bei dem Harry kurz nach dem Unfall offenbar tot mit dem Kopf auf dem Lenkrad seines Wagens zu sehen ist. So zumindest kam es mir vor.
Nun zu der Besetzung von Heather. Die Schauspielerin sieht eigentlich ganz nett aus, auch wenn ihr die Sommersprossen fehlen und ihr Schauspieltalent einen nicht gerade umhaut. Es ist gut, dass sie nicht ständig rumschreit, wie das bei vielen (besonders amerikanischen) Horrorfilmen oft der Fall ist. Allerdings hätte ich sie mir frecher gewünscht. Die Ansprache in der Schule wirkte auf mich ein bisschen pseudocool. Ohnehin hätte der Anfang mit der Schule und allem ein wenig kürzer sein können. Was Heathers Charakterzeichnung anbelangt, ist das ein Mangel des Drehbuchs, finde ich, weil es ihren Texten über den ganzen Film an Biss fehlt.
Claudia gefiel mir sehr gut. Ich hätte nicht gedacht, dass Trinity aus Matrix so gut zu dieser Rolle passen würde. Carrie-Anne Moss heißt die Schauspielerin. Zumindest glaube ich, dass sie es war. Wirklich schockiert war ich aber darüber, was aus Vincent geworden ist. Kann man den Typen überhaupt noch mit Vincent vergleichen? Immerhin hat er mit ihm ja nur den Namen gemeinsam. Die Liebesschnulze zwischen Heather und ihm fand ich jedenfalls völlig unnötig und unpassend. Warum kommen die meisten Filme nicht ohne aus? Die beiden lernen sich eben erst kennen und schon verlieben sie sich ineinander, wie bei Romeo und Julia. Und im Gegenzug musste Douglas dran glauben, denn dessen Rolle war ja wohl ein Witz. Kaum tauchte er auf, war er auch schon wieder tot. Dabei mag ich Douglas eigentlich sehr, auch wenn (oder gerade weil?) sein Englisch im Spiel nicht gerade von Niveau zeugt. Stattdessen verlässt Heather zum Schluss mit Vincent die Stadt. Dieses Ende und was insgesamt aus Vincent und Douglas geworden ist, das fand ich wirklich ein wenig blöd und schnulzig.
Zu diesen kleinen Irritationen meines ästhetischen Empfindens zählt wohl auch die Rolle des Pyramidenkopfes, Alessas neuem "Beschützer". Der hilft jetzt offenbar auf dem Jahrmarkt aus und dreht dort die Karussells und so. Na ja, ich bin ja auch der Meinung, dass er mittlerweile symbolisch für Silent Hill steht, obwohl er ausschließlich im zweiten Teil eine sinnvolle Funktion einnimmt. (Seinen peinlichen Gastauftritt im fünften Teil übergehen wir mal schweigend.)

Was gibt es sonst noch zu sagen? Die ganze Zeit während des Films habe ich erwartet, dass Harry gleich stirbt. Ich habe damit ganz fest gerechnet, als Heather nach Hause kommt und die Verwüstung vorfindet. Als es hieß, ihr Vater sei entführt worden, nahm ich an, man würde seinen Tod hinauszögern, um eine besonders rührselige Szene in Silent Hill zu gestalten. Doch am Ende des Films lebte er immer noch. Ich bin mir jetzt auch noch nicht sicher, wie ich das finden soll. Dass er in der Stadt bleibt, um nach seiner Frau zu suchen, wirkte wie ein Verweis auf den zweiten Spielteil, wobei ich mich natürlich frage, wie sie die komplexe Geschichte von James umsetzen wollen, wenn das der Aufhänger zum nächsten Film sein soll. Allerdings, wir erinnern uns, war im ersten Spiel Harrys Frau ebenfalls ein paar Jahre zuvor, bevor er mit Cheryl nach Silent Hill fährt, an einer langwährenden Krankheit gestorben, also im Grunde genommen die gleiche Voraussetzung wie bei James. Dieser Erzählstrang fehlt jedoch im Film völlig, weshalb eine Rettungsaktion dem Anschein nach kaum in einer psychologischen Fallstudie enden dürfte. Dennoch wäre es, wenn man die Geschichten von Laura, Angela und Eddie hinzunimmt, eine gute Möglichkeit, mit einem dritten Film eine runde Sache aus der ganzen Filmstory zu machen.
Ein weiteres Easter Egg am Ende des Films, nämlich das Erscheinen von Travis, hat mich schon schmunzeln lassen, als der LKW angefahren kam. Das hat also genauso gut funktioniert wie der Gefangenentransport von Murphy in den letzten Sekunden, was wiederum eine weitere Möglichkeit sein könnte, einen nächsten Film anzuschließen.

Das waren soweit meine Eindrücke zu Revelation. Nun bin ich mir nicht sicher, ob meine Rezension nicht eher kritisch als euphorisch klang, aber man redet halt meist mehr über das, was einen stört. Ich war von einigen abgewandelten Spielzitaten angetan. Auch die Krankenschwestern mochte ich mal wieder sehr. Und ich war erstaunt, was für eine lange Filmszene man aus so einem kleinen Raum mit Schaufensterpuppen im dritten Spiel machen kann.
Alles in allem hatte ich das Gefühl, dass die Macher mit Silent Hill Revelation durchaus eine Liebe zur Spielreihe ausdrückten.