Beinahe hatte ich schon nicht mehr damit gerechnet, dass der zweite Film
zu meiner Lieblingsspielserie überhaupt erscheinen würde, vergingen
doch schon mehrere Jahre, seitdem der erste Film in den Kinos lief, an
dessen Veröffentlichung ich damals übrigens genauso wenig geglaubt habe.
Am 28. November ging ich schließlich zum Pre-Release im Elbe Park
Dresden.
Alle Leser, die den Film noch nicht gesehen haben, sollten sich meinen
Beitrag hier jetzt besser nicht durchlesen: er wird sehr viele Spoiler
enthalten. Außerdem werde ich dabei, wie das für mich so üblich ist, in
alle möglichen anderen Richtungen abschweifen. Seid also gewarnt.
Bevor ich mich aber in Ausschweifungen ergehe und Kritik äußere, lege
ich mich gleich zu Beginn fest, dass ich Silent Hill Revelation für das,
was es ist, sehr gut finde. Immerhin verfolge ich die Spielereihe seit
dem zweiten Teil. (Das PS1-Spiel habe ich mir erst danach geholt, als
ich mit dem Erscheinen der PS2 überhaupt erst auf Silent Hill aufmerksam
wurde.) Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass Revelation nichts für
diejenigen ist, die einfach nur einen guten Horrorfilm schauen wollen
und von den Spielen wenig Ahnung haben. Und Fans der Resident-Evil-Filme
werden im Großteil wahrscheinlich den zweiten Silent-Hill-Film
lächerlich finden, falls sie denn überhaupt etwas mit dem ersten
anfangen konnten. Aber machen wir uns nichts vor: es gibt nun mal eine
stark ausgeprägte Fraktionsbildung zwischen Resident Evil und Silent
Hill. Wer das eine mag, wird häufig das andere kleinreden. Zumindest
konnte ich das sehr oft beobachten. Ausnahmen bestätigen natürlich die
Regel.
Zurück zum Film:
Er schließt gut an den ersten Teil an und ist als Videospielverfilmung
ohnehin genial, wenn man mal bedenkt, was sonst so für Schrott zu
Spielen gedreht wurde. (Alone in the Dark...)
Schon vor dem Schauen habe ich mich gefragt, wer dieses Mal für die
Musik verantwortlich sein würde. Denn schließlich hatte ich über Akira
Yamaoka, dem Silent Hill meiner Meinung nach mindestens 70 % seiner
Atmosphäre zu verdanken hat, gelesen, dass er sich davon distanzieren
wolle. (In Downpour hat Daniel Licht bewiesen, dass es trotzdem noch
Mittel und Wege gibt, ein Silent Hill auch ohne Yamaoka zu erschaffen.
Natürlich fehlt es der sehr dezenten musikalischen Untermalung von Licht
an Genialität, aber durch die Idee der Radios konnte diese
Zurückhaltung perfekt kompensiert werden.) In Revelation erübrigt sich
diese Frage nach kurzer Zeit: die Filmmusik besteht meines Erachtens
vollständig aus einem Zusammenschnitt der Spiel-OSTs. Zumindest kam mir
kein einziger Song unbekannt vor und wenn, dann wurde nur minimal etwas
hinzugefügt. Das ist keineswegs als Kritik gemeint. Es soll nur heißen,
dass Yamaoka im Grunde auch für die Musik von Revelation verantwortlich
ist, dass es aber nichts Neues zu hören gibt.
Die 3D-Animation ist ganz nett, wobei ich allerdings auch darauf
verzichten kann. Es passte gut zu Silent Hill, wirkte auf mich aber
lediglich dann beeindruckend, wenn weite Flächen zu sehen waren oder
lange düstere Gänge.
Die schauspielerische Besetzung der Eltern von Heather/Cheryl/Sharon
wurde glücklicherweise vom ersten Teil übernommen, obwohl ich es echt
schade finde, dass Sean Bean als Harry Mason viel zu kurz kommt. Ich mag
ihn in dieser Rolle nämlich sehr. Desweiteren ist mir nach wie vor
rätselhaft, warum die Namen im ersten Teil geändert wurden. Sharon ist
nicht weit entfernt von Cheryl. Warum wurde der Name trotzdem geändert?
Soll das ein versteckter Hinweis auf Charon, den Fährmann der Unterwelt
sein? Oder Christopher an Stelle von Harry. Dieser Umstand wurde im
zweiten Film zwar ganz gut gelöst, indem Harry und Heather darüber
sprechen, dass sie ihre Namen häufig ändern mussten, um dem Orden zu
entgehen, aber dieses Easter Egg war mir ein bisschen zu viel. Da wurden ja
zahlreiche Namen aus anderen Spielen der Reihe genannt und das wirkte
auf mich ein wenig konstruiert, als wollte man überall noch etwas
hineinquetschen. Bei solchen versteckten Hinweisen ist es jedoch immer
schwierig, den Nerv der Fans zu treffen. Die einen freuen sich ein
zweites Loch in den Po, den anderen ist es zu offensichtlich und
unnötig. Also soll auch das keine Kritik sein, sondern nur mein
persönliches Empfinden.
Noch einmal zum ersten Film: Ich fand die Erklärung, weshalb man eine
Frau vorgezogen habe, ein wenig fadenscheinig. Es fühle sich laut
Interview "echter" und "passender" an? Meiner Meinung nach wollte man
vermutlich nur an die vielen anderen Horrorfilme anschließen, in denen
eine Mutter verzweifelt nach ihrem Kind sucht. Ich frage mich manchmal,
ob man da vielleicht vor der Darstellung eines liebevollen Vaters
zurückschreckt. Dennoch ist die Lösung und vor allem das Ende des ersten
Films hierdurch sehr gut geworden. Indem nicht Harry mit der
Wiedergeburt seines Kindes aus der Stadt flieht, sondern seine Frau ihm
das Kind übergibt und selbst zurückbleibt, wurde ein wenig jenes Ende
des ersten Spiels aufgegriffen, bei dem Harry kurz nach dem Unfall
offenbar tot mit dem Kopf auf dem Lenkrad seines Wagens zu sehen ist. So
zumindest kam es mir vor.
Nun zu der Besetzung von Heather. Die Schauspielerin sieht eigentlich
ganz nett aus, auch wenn ihr die Sommersprossen fehlen und ihr
Schauspieltalent einen nicht gerade umhaut. Es ist gut, dass sie nicht
ständig rumschreit, wie das bei vielen (besonders amerikanischen)
Horrorfilmen oft der Fall ist. Allerdings hätte ich sie mir frecher
gewünscht. Die Ansprache in der Schule wirkte auf mich ein bisschen
pseudocool. Ohnehin hätte der Anfang mit der Schule und allem ein wenig
kürzer sein können. Was Heathers Charakterzeichnung anbelangt, ist das
ein Mangel des Drehbuchs, finde ich, weil es ihren Texten über den
ganzen Film an Biss fehlt.
Claudia gefiel mir sehr gut. Ich hätte nicht gedacht, dass Trinity aus
Matrix so gut zu dieser Rolle passen würde. Carrie-Anne Moss heißt die
Schauspielerin. Zumindest glaube ich, dass sie es war. Wirklich
schockiert war ich aber darüber, was aus Vincent geworden ist. Kann man
den Typen überhaupt noch mit Vincent vergleichen? Immerhin hat er mit
ihm ja nur den Namen gemeinsam. Die Liebesschnulze zwischen Heather und
ihm fand ich jedenfalls völlig unnötig und unpassend. Warum kommen die
meisten Filme nicht ohne aus? Die beiden lernen sich eben erst kennen
und schon verlieben sie sich ineinander, wie bei Romeo und Julia. Und im
Gegenzug musste Douglas dran glauben, denn dessen Rolle war ja wohl ein
Witz. Kaum tauchte er auf, war er auch schon wieder tot. Dabei mag ich
Douglas eigentlich sehr, auch wenn (oder gerade weil?) sein Englisch im
Spiel nicht gerade von Niveau zeugt. Stattdessen verlässt Heather zum
Schluss mit Vincent die Stadt. Dieses Ende und was insgesamt aus Vincent
und Douglas geworden ist, das fand ich wirklich ein wenig blöd und
schnulzig.
Zu diesen kleinen Irritationen meines ästhetischen Empfindens zählt wohl
auch die Rolle des Pyramidenkopfes, Alessas neuem "Beschützer". Der
hilft jetzt offenbar auf dem Jahrmarkt aus und dreht dort die Karussells
und so. Na ja, ich bin ja auch der Meinung, dass er mittlerweile
symbolisch für Silent Hill steht, obwohl er ausschließlich im zweiten
Teil eine sinnvolle Funktion einnimmt. (Seinen peinlichen Gastauftritt
im fünften Teil übergehen wir mal schweigend.)
Was gibt es sonst noch zu sagen? Die ganze Zeit während des Films habe
ich erwartet, dass Harry gleich stirbt. Ich habe damit ganz fest
gerechnet, als Heather nach Hause kommt und die Verwüstung vorfindet.
Als es hieß, ihr Vater sei entführt worden, nahm ich an, man würde
seinen Tod hinauszögern, um eine besonders rührselige Szene in Silent
Hill zu gestalten. Doch am Ende des Films lebte er immer noch. Ich bin
mir jetzt auch noch nicht sicher, wie ich das finden soll. Dass er in
der Stadt bleibt, um nach seiner Frau zu suchen, wirkte wie ein Verweis
auf den zweiten Spielteil, wobei ich mich natürlich frage, wie sie die
komplexe Geschichte von James umsetzen wollen, wenn das der Aufhänger
zum nächsten Film sein soll. Allerdings, wir erinnern uns, war im ersten
Spiel Harrys Frau ebenfalls ein paar Jahre zuvor, bevor er mit Cheryl
nach Silent Hill fährt, an einer langwährenden Krankheit gestorben, also
im Grunde genommen die gleiche Voraussetzung wie bei James. Dieser
Erzählstrang fehlt jedoch im Film völlig, weshalb eine Rettungsaktion
dem Anschein nach kaum in einer psychologischen Fallstudie enden dürfte.
Dennoch wäre es, wenn man die Geschichten von Laura, Angela und Eddie
hinzunimmt, eine gute Möglichkeit, mit einem dritten Film eine runde
Sache aus der ganzen Filmstory zu machen.
Ein weiteres Easter Egg am Ende des Films, nämlich das Erscheinen von
Travis, hat mich schon schmunzeln lassen, als der LKW angefahren kam.
Das hat also genauso gut funktioniert wie der Gefangenentransport von
Murphy in den letzten Sekunden, was wiederum eine weitere Möglichkeit
sein könnte, einen nächsten Film anzuschließen.
Das waren soweit meine Eindrücke zu Revelation. Nun bin ich mir nicht
sicher, ob meine Rezension nicht eher kritisch als euphorisch klang,
aber man redet halt meist mehr über das, was einen stört. Ich war von
einigen abgewandelten Spielzitaten angetan. Auch die Krankenschwestern
mochte ich mal wieder sehr. Und ich war erstaunt, was für eine lange
Filmszene man aus so einem kleinen Raum mit Schaufensterpuppen im
dritten Spiel machen kann.
Alles in allem hatte ich das Gefühl, dass die Macher mit Silent Hill Revelation durchaus eine Liebe zur Spielreihe ausdrückten.