Das läuft alles ab wie im Kino: Am Tag der Einweihung einer
Autostraße, die die drei wichtigsten Siedlungsgebiete einer
Mittelmeerinsel miteinander verbinden soll, gerät der Bauingenieur
Julian Rebstein im Sog turbulenter Ereignisse an die Seite des ebenso
rücksichtslosen wie sentimentalen Reeders Eusebius, einer äußerst
zwielichtigen Figur. Er erlebt, wie sein Lebenswerk zerstört wird und
ihn eine lasziv zu nennende Kulissenwelt immer mehr gefangennimmt. In
einem Zustand an der Grenze zwischen Traum und überwacher Klarheit
registriert er, wie Unwahrscheinliches geschieht, während auf seinem
Reißbrett ein alles verschlingender steinerner Irrgarten Konturen
annimmt.
"Mein liebes spätes Söhnchen, baue, baue, baue...", beschwört ihn die
ältliche Tante, Lenchen, und sie weist ihn hin auf das geheimnisvolle
Grau der Katze des Hyacinthe Rigaud. In ihren mineralogischen Sammlungen
knien die Danaiden noch jeden Tag auf ihrem Büßerstein, die Prozesse
dauern an.
Rebstein wird belehrt: "Die Dinge, die wir zum Leben zwangen, schlagen
zurück. Haben wir sie überreden können, Wirkung auszuüben, dann können
wir sie nicht überreden, auf uns selbst keinen Einfluss zu haben." Doch
er erlebt auch: Was als Erscheinung austauschbar wirkte, zeigt sich in
seinem Wesen als unverwechselbar. Die Liebe weist Rebstein in letzter
Minute einen Ausweg, einen Weg aus dem Labyrinth.
Heinz Zander schrieb einen Parabelroman großen Anspruchs, ein
üppigphantastisches Geweb von Gegenwärtigem und Vergangenen, dem der
Mythos von Ariadne und Theseus als doppelter Boden zu Grunde liegt.
Parabelromane gäbe es nicht, meinte meine Deutschlehrerin damals im Unterricht. Es ging um die Aufgabe, Literatur einzuordnen, und ich hatte mich gegen die Zuschreibung gewehrt, dass Parabeln zwangsläufig kurz seien. Wie müsste man dann die Romane von Kafka, obgleich unbeendet, einordnen? Mein erstes Gegenbeispiel stammte jedoch nicht von Kafka, sondern von Heinz Zander: "Das sanfte Labyrinth". Ein durchkonzipiertes Werk, das absurde Situationen und Doppeldeutigkeiten aneinander reiht. Nichts scheint real, die Personen wirken - trotz menschlicher Gestalt - wie Fabelwesen. Mich fasziniert dieses Buch noch heute, obwohl es keine Weltliteratur ist und kaum jemand Heinz Zander als Autor kennt. Später erfuhr ich von meinem Kunstlehrer, dass Zander eher ein Illustrator sei.
Ich selbst stieß nur durch Zufall auf ihn und dieses Buch, und zwar in einer Mülltonne. In Schafstädt bei meiner Oma war offenbar jemand in der Nachbarschaft gestorben, die Verwandtschaft wusste nicht, wohin mit den Büchern, und warf sie alle weg. Dort entdeckten meine Schwester und ich sie im Vorbeigehen. Ich stieg sogar in die Altpapiertonne hinein, um so viele Bücher wie möglich zu retten. Und darunter befand sich der Parabelroman von Heinz Zander.
Der Klappentext klang ungewöhnlich. Was war das für eine Handlung? Ich fing die ersten knapp 100 Seiten zu lesen an und hatte das Gefühl, nichts zu verstehen. Bis ich mir bewusst machte, dass es sich eben um einen Parabelroman handelte. Abgesehen von Kafka hatte ich damals kaum etwas in der Richtung gelesen, aber ein Faible für das Verwischen der Grenzen von Realität hatte ich damals bereits entwickelt. Vielleicht liegt es an Büchern wie diesem von Zander, dass es mir nicht so wichtig ist, wohin mich eine Handlung führt und ob ich ihr immer folgen kann. Nicht einmal die Identifikation mit den Charakteren ist mir wichtig. Es ist eher das Unwirkliche und Absonderliche, das mich an Büchern fesselt. Wenn sie nicht einfach erschließbar sind. Wenn sie mehr zu sagen scheinen, als das bloße Wort vermittelt.
Während des Lesens verlor ich mich in diesem merkwürdigen Labyrinth. Im Nachhinein kann ich nicht sagen, was mich daran so fesselte, doch einmal hineingeraten, fand ich den Weg nicht mehr heraus. Dieses Labyrinth hatte eine betörende, ja sanfte Art, den Leser gefangen zu nehmen.
Bis zum 28. 10. 2018 findet auf Schloss Augustusburg noch
die Sonderausstellung MangaMania statt, die sich dem Thema Manga und
Anime widmet, aber auch Cosplay, Vocaloid, Videospiele und alles
behandelt, was den vermeintlichen "Otaku" an der japanischen
Jugendkultur so fesselt.
Ich habe die Ausstellung im letzten Jahr
besucht und ging davon aus, sie sei schon längst beendet. Allerdings
wurde sie aufgrund guter Resonanz bis zum Ende dieses Monats verlängert.
Im Folgenden werde ich einige Informationen bündeln und mich aus
persönlicher Sicht dazu äußern. Vielleicht sind ein paar Leute, die
bislang noch nicht davon gehört haben, an einem Besuch interessiert,
bevor die Ausstellung ihre Pforten schließt.
Sonderausstellung MANGAMANIA 13. April 2017 bis 28. Oktober 2018
Schloss 1, 09573 Augustusburg (bei Chemnitz)
Öffnungszeiten
April bis Oktober:
täglich 9:30 Uhr - 18:00 Uhr
MANGA-Mittwoch
Jeden Mittwoch erhalten alle Besucher ermäßigten Eintritt in die Sonderausstellung
FAN-TICKET: 13,00 €
Eintritt inkl. original japanischer Limonade und einer Überraschungs-Manga-Mystery-Figur
COSPLAY-TICKET: 5,00 €
Alle Cosplayer kommen zum Spezialpreis in die Sonderausstellung
Was wird geboten?
Positives und Negatives
Zuerst
einmal bin ich immer positiv überrascht, wenn solch einem Thema wie der
Mangaszene ein seriöser Rahmen gegeben wird. Eine derartige Ausstellung
erwartet man vielleicht in Großstädten, wo viel junges Publikum
vorhanden ist und ohnehin schon ein Bezug zur japanischen Kultur
besteht, wie etwa in Düsseldorf. Man erwartet es wahrscheinlich weniger
in den Gewölben eines Schlosses in relativ dünn besiedeltem Gebiet. Ich
zolle daher den Initiatoren meinen Respekt, dass sie sich hierfür
entschieden haben und das noch immer vorurteilsbelastete Thema auf
vielschichtige Weise zu behandeln versuchten.
Gleich zu Beginn
geben sie Cosplayern die Chance, vergünstigten Eintritt zu zahlen.
Übrigens ist die Handhabe hier sehr kulant. Ich zum Beispiel bekam
ebenfalls ein Cosplay-Ticket, obwohl ich gar kein Cosplay anhatte und
bloß etwas ausgefallener gekleidet war.
Geordnet ist die
Ausstellung in der ersten Hälfte relativ chronologisch. Man nähert sich
dem Thema auf historische Weise. Erfunden haben Japaner den Comic
natürlich nicht, aber ihre eigene Interpretation des Mediums wird in der
Ausstellung bereits mit der Entwicklung des Farbholzschnitts während
der Edo-Zeit (1603 - 1868) aufgegriffen. Auch Genre-Unterschiede und
deren Vorreiter werden angeschnitten, wie etwa die Entstehung des
Shojo-Mangas mit den klassischen großen Augen. Hier trifft man
sogar auf BL-Magazine, wobei diese allerdings nicht näher erklärt
werden. Dieser erste Teil ist
eher informativ als interaktiv. Einige Texte, einige Bilder in recht
leeren Räumen. Natürlich bliebe die Frage, wie man es anders hätte
machen sollen, wenn es nun mal um Text und Bild geht.
Die chronologische Herangehensweise fand ich in den Grundzügen
sehr gut und hätte ich genauso vorgenommen. Aber mir war das in den
Räumen etwas zu wenig. Verschiedene Strömungen der gesamten Entwicklung
wurden zu sehr vereinfacht oder komplett weggelassen. Die Gewichtung
einzelner Punkte hätte ich teilweise anders vorgenommen und zudem ein
paar bekanntere Künstler gewählt. Anstatt sich auf die historische
Darstellung zu beschränken, stößt man immer wieder auf meines Erachtens
unwichtige Künstler, von deren Serien die Handlung kurz zusammengefasst
wird. Würde es sich um wirklich bedeutende Manga handeln, die das
gesamte Medium prägten, hätte ich nichts dagegen. Beispielsweise hat man
gut den Einfluss von Osamu Tezuka herausgearbeitet. Doch auf einige
Mangaka und Serien hätte man schlichtweg verzichten sollen, weil sie
keine Rolle spielen. Mir jedenfalls sagten die überhaupt nichts und ich
möchte behaupten, dass ich mich auf dem Gebiet recht gut auskenne.
Ein
bisschen ungünstig ist die Einbeziehung vom deutschen Manga, wie ich
finde. Man hat sich hier fast ausschließlich auf eine einzelne
Zeichnerin beschränkt. (Leider erinnere ich mich nicht mehr daran,
welche deutsche Künstlerin genau das war, aber das ist vielleicht auch
gut so, da ich hier nur eine allgemeine Kritik formulieren möchte.) Das
fiel nach meinem Geschmack etwas aus der Ordnung, weil es nicht in die
Chronologie passte. Außerdem hat diese besagte deutsche Künstlerin ihre
Originalwerke für die Ausstellung zur Verfügung gestellt; sie waren
dementsprechend überall, mal hier, mal dort, zu finden. Sicherlich
steckte dahinter keine Absicht, aber es war inkonsistent platziert und
wirkte auf mich wie Werbung. Das hätte ich anders eingebunden. Ein Raum
zu Beginn war ohnehin fast ausschließlich dieser deutschen Künstlerin
gewidmet, darum hätte ich diesen Raum ans Ende der Chronologie gesetzt
und einen Blick über den Tellerrand gewährt.
Zum Beispiel: Eine kurze
Darstellung zum Comic an sich mit den französischen Vorreitern, dann
die Übernahme und Entwicklung in den USA. Hier hätte man kurz den Comics
Code und die Zensur aufgreifen können, um zu erklären, warum
amerikanische Comics eher an Kinder gerichtet sind und sich meist um
Superhelden drehen. Ein knapper Schwenk auf Disney und auf die andere
Seite zur Satire des MAD Magazin. Natürlich geht es um Manga, aber was
den japanischen Comic ausmacht und ihn von den europäischen und
amerikanischen Comics unterscheidet, kann man nur auf die Weise
verstehen. Umgekehrt nimmt der Manga Einfluss auf die derzeitige
Entwicklung des Comics in Ostasien, Europa etc. Neben dem deutschen
"Manga" (also Comics, die dem japanischen Vorbild ähneln) hätte man hier
noch kurz auf chinesische Manhuas und koreanische Manhwas eingehen
sollen. Mit diesem einen Raum wäre es dann auch schon getan, anstatt
überall ein paar Bilder einer deutschen Mangaka zu verteilen.
Nun
noch ein Wort zu den Definitionen. Die wichtigsten Begriffe werden zwar
erklärt, sodass es auch ein Laie verstehen kann, aber das geschieht
nicht an jeder Stelle. Ich selbst habe zwar keine Schwierigkeit damit,
aber aus den Augen einer Person betrachtet, meinetwegen der Oma, die in
die Ausstellung geht, um das Hobby ihrer Enkelin zu verstehen, da ist
die Informationsfülle doch etwas zu dicht und die Bezeichnungen könnten
überfordern. Ich würde mir daher so etwas wie einen Glossar-Flyer
wünschen, der die wichtigsten Begriffe alphabetisch ordnet, damit man
immer mal nachschauen kann, wenn man mit einem Wort nichts anzufangen
weiß.
Nach der historischen Aufbereitung des Themas folgt dann
eine weite Verzweigung. Man hat sich hier nicht bloß auf den Manga
beschränkt, sondern zeigt, wie bereits erwähnt, genauso Anime, Cosplay,
Vocaloid, Videospiele und sogar einen nicht jugendfreien Abschnitt in
einer kleinen Ecke, der sich mit Hentai und den erotisch-grotesken Shunga
("Frühlingsbildern") befasst. Auch Doujinshi werden kurz aufgegriffen,
jedoch hätte man hier den Markt besser erklären können. Der ist nämlich
nicht vergleichbar mit dem westlichen Fanzine. Viele Mangaka waren
zuerst Doujinshika oder sind umgekehrt mittlerweile aktiver bei ihren
Doujinshis und verdienen damit mehr Geld als vorher. Auch über die
Professionalität der Zeichner sagt es nichts aus; die Doujinshi zu
"Attack on Titan" etwa sehen meist besser aus als das Original (was
vielleicht keine Kunst ist). Einige Zeichner entscheiden sich für den Doujinshi,
weil sie damit weniger an die Vorgaben eines Verlags gebunden sind; die
Organisation in Zirkeln ist weitaus freier. Hier hätte man so einen
Doujinshi auch einfach mal zeigen können, da der sich vom Format doch
meist deutlich vom Manga unterscheidet.
Sowieso hätte ich mir an
einigen Stellen gewünscht, dass man all diese Bereiche für den Besucher
besser vorstellbar macht, wie etwa mit Fotos von Buchhandlungen,
Szeneläden (Animate, Mandarake, Lashingbang etc.), speziellen
Stadtvierteln (Akihabara und Ikebukuro), Merchandise, Themencafés usw.
Wirklich vorstellbar wird eigentlich bloß das, was bei uns in
Deutschland sowieso schon bekannt und beliebt ist, also Cosplay, Vocaloid, Videospiele,
Conventions. In das komplexe Gefüge in Japan hingegen bekommt man kaum Einblick.
Ab diesem Punkt wird die Sonderausstellung
jedenfalls sehr interaktiv. Die Kleinsten können malen oder
Manga-Gesichter zusammenstellen, man kann sich Cosplaykostüme anschauen
(wobei es sich um Leihgaben tatsächlicher Cosplayer handelt), Hatsune
Miku tanzt bei einem Live-Auftritt über einen Bildschirm oder man
schwelgt in Nostalgie bei Betrachtung der ersten japanischen
Spielekonsolen und Handhelds. Diese Vielseitigkeit hat man gut erkannt und umgesetzt.
Persönliche Kritikpunkte
Das
größte Manko der Ausstellung ist tatsächlich ihre genrebezogene
Einseitigkeit. Das klingt erstmal widersprüchlich, da doch so viele
Bereiche angeschnitten werden. Manga sei angeblich, weit mehr als ein einfach gezeichnetes Gesicht mit übergroßen Augen
(Auszug aus dem Werbeflyer). Tatsächlich ist es nicht "weit mehr" als
das, sondern generell nicht das. Nichts sei so vielseitig wie Manga, es
gäbe sie zu jedem Thema, für jedes Alter, für jedes Interesse.
Das
stimmt so weit, aber warum spürt man auf der Ausstellung davon wenig?
Man sollte die verschiedenen Zeichner, Genre und Stile auch zeigen und
nicht bloß behaupten, dass es sie gibt. Und "einfach gezeichnete
Gesichter mit übergroßen Augen" trifft es absolut nicht.
Ich kann mich nicht erinnern, dass Shinichi Sakamoto oder Satoshi Kon schon mal "einfache Gesichter" gezeichnet hätten.
Shinichi Sakamoto
Satoshi Kon
Oder dass Hiroaki Samura oder Hiroki Endo auf "übergroße Augen" Wert legen würden.
Hiroaki Samura
Hiroki Endo
Und manch andere fallen komplett aus dem Rahmen.
Junji Ito
Nishioka Kyodai
Manga sind vielfältig, das stimmt, aber solche Zeichner, wie ich sie hier anbringe, wird man auf der
Ausstellung vergeblich suchen. Und diese Beispiele sind nicht nur
irgendwelche Randerscheinungen. Man hätte auch noch bekanntere Serien und Zeichner
nehmen können. Naoki Urasawa etwa oder "Death Note" von Ohba und Obata,
kritische und historische Manga wie "Barfuß durch Hiroshima".
Eine
der seltenen Ausnahmen in dem Zusammenhang stellte "Chihiros Reise" dar,
obwohl ich das noch nicht mal unbedingt zu den tatsächlich erwachsenen
Beispielen zählen würde. Ghibli ist jedoch ein enorm wichtiges,
prägendes Studio, deshalb hätte es in dem Fall generell nicht bloß bei
einer Randbemerkung bleiben sollen. Hier hat man meines Erachtens
falsche Prioritäten bei der Auswahl gesetzt. Den gegebenen Platz hätte
man besser nutzen können, anstatt in einem Raum Ausmalbilder hinzulegen
und an der Wand Gesichter zusammenkleben zu können. Die Ausstellung
wusste da manchmal offenbar nicht, an welches Publikum sie sich wenden
soll. Oder zumindest lässt sie ein erwachsenes Publikum, das sich mit dem Thema bereits auskennt, ein wenig außen vor.
Wer also zu denjenigen gehört, die sich wirklich mit dem
vielfältigen, auch erwachsenen Angebot an Manga beschäftigen und nicht
nur mit dem Mainstream aus Naruto und Konsorten, der wird von der
Ausstellung sicher enttäuscht sein.
Was mir persönlich auch gar
nicht gefiel, war das große Fragebuch ganz zum Schluss im letzten Raum,
mit dem man sich quasi testen konnte, wie viel man durch die Ausstellung
gelernt hatte. Da gab es Fragen wie (Gedächtnisprotokoll):
Wie liest man einen Manga? - Anwort: Von hinten nach vorn. Es
ist zwar Haarspalterei, aber man liest ihn ganz normal von vorn nach
hinten, allerdings von rechts nach links. Was vorn und was hinten ist,
stellt nur eine Zuschreibung dar.
Was ist das Motto von Mangafans? - Antwort: Hauptsache süß und cool! Ja
richtig, solche Manga wie Tezukas "Adolf", Urasawas "Monster" oder
politische Manga wie Kawaguchis "Eagle" liest man natürlich vor allem,
weil sie süß und cool sind ...
Wie nennen sich Mangafans? - Antwort: Otaku Mag sein, dass sich einige selbst so nennen, aber ursprünglich ist Otaku ein abwertender Begriff.
Was macht Manga grundsätzlich aus? - Antwort: Große Augen! Diese
Zuschreibung geht mir langsam echt auf den Sack. Der Comicstil an sich
verstärkt (international) einzelne Aspekte des Gesichts; vielleicht sind
es in Japan eher die Augen und im Westen eher die Nasen, aber das ist
kein Erkennungsmerkmal. Osamu Tezukas Stil ist noch sehr stark vom
Westen beeinflusst und auch westliche Comics legen oft Gewicht auf die
Augen. Wenn man schon von der Optik ausgeht, hätte man stattdessen den
Unterschied eher darin sehen sollen, dass Manga meist schwarz-weiß sind
und westliche Comics meist in Farbe. Denn ich würde behaupten, es gibt
mehr Manga ohne große Augen als in Farbe.
Mein Fazit:
Die
Sonderausstellung hat es sich zum Ziel gesetzt, viele verschiedene
Leute anzusprechen, die sich mit dem Thema Manga auseinandersetzen
wollen. Kinder können gestalten, malen oder zocken. Erwachsene erhalten
Informationen und können vielleicht besser verstehen, womit sich ihr
Nachwuchs so beschäftigt. Und diejenigen, die in der Szene drin sind,
lernen womöglich etwas über die Entwicklung ihres Hobbys, erkennen sich
in einigen Gebieten wieder und können ein bisschen nostalgisch werden
und schwelgen.
Mangamania
wird auf der Augustusburg nicht nur einseitig betrachtet, sondern
streift die vielen anderen Bereiche, die damit einhergehen. Es sind
nicht alle Bereiche, das muss erwähnt werden. In Japan ist dieser ganze
Apparat noch stärker vernetzt, es handelt sich nicht bloß um eine
Randerscheinung. Darum hätte man den Markt noch ein bisschen besser
darstellen können. Bücher, Light Novels, Filme, Dramaserien,
Videospiele, Doujinshi usw. stellen das gesamte Feld der Medien dar;
ähnlich wie Marvel und DC Comics in Amerika sich mittlerweile am besten
über die Realfilme vermarkten. Man kann nicht alles zeigen, das ist mir
bewusst, aber indem man etwa ein paar Beispielmanga, die sowieso niemand
kennt, aus der Ausstellung streicht, hätte man diesen ganzen Verbund
verständlicher gestalten können.
Letztlich hätte ich mir ein bisschen mehr Vielfalt für ein erwachsenes Publikum gewünscht. Dass Manga ein künstlerisches Medium ist, welches sehr ernst und kritisch Inhalte vermitteln kann, geht in der Ausrichtung auf den Mainstream etwas verloren.