Donnerstag, 30. Juli 2009

Das Fundament der Wissenschaft

Im Aufbau der Wissenschaft gilt das heraklitische Wort, dass der Weg nach oben und der Weg nach unten derselbe ist. Je höher das Gebäude der Wissenschaft wächst und je freier es sich in die Lüfte erhebt, umso mehr bedarf es der Prüfung und der ständigen Erneuerung seiner Grundlagen. Dem Zustrom neuer Tatsachen muss die Tieferlegung der Fundamente entsprechen, die zum Wesen jeder Wissenschaft gehört. Ist dem so, so ist klar, dass und warum die Arbeit an der Auffindung und Sicherung der Prinzipien den Einzelwissenschaften nicht abgenommen und auf eine besondere philosophische Disziplin, auf die Erkenntnistheorie oder Methodenlehre, übertragen werden kann.
Ernst Cassirer

Sonntag, 26. Juli 2009

Übernahme des Tons

Weil man wohl oder übel den gegebenen Ton übernimmt; weil man sich beim Eintritt in die Gesellschaft, gewohnheitsgemäß schon an der Zimmertür, bis hin zum Gesichtsausdruck auf diejenigen einstellt, die man sieht; man macht Scherze, wenn man traurig ist, man spielt den Traurigen, wenn man lieber scherzen würde; wovon immer die Rede sein mag, man will mitreden; und ob nun der Literat politisiert, der Politiker metaphysiziert, der Metaphysiker moralisiert, der Moralist über Finanzen redet, der Finanzier über Literatur oder Geometrie - jeder, anstatt zuzuhören oder zu schweigen, schwatzt über das, was er nicht weiß, und alle langweilen sich aus dummer Eitelkeit oder Höflichkeit.
Denis Diderot

Montag, 13. Juli 2009

Einen Menschen umzubringen ist einfach

"Sie tun ja immer noch fünf Löffel Zucker rein."
"Natürlich. Sonst schmeckt der Kaffee ja gar nicht. Du wusstest von mir, oder?"
"Ohne Zweifel waren Sie ein professioneller Killer. Und zwar einer der absolut besten."
"Was meinst du, wie viele Menschen ich schon getötet habe? Ich weiß es ehrlich gesagt auch nicht mehr. Es war für mich nichts Besonderes. Ich tat nur meinen Job.
An dem einen Tag habe ich mich wie immer einfach nur auf mein Ziel konzentriert. Ich weiß nicht mehr, der wie vielte Auftrag das schon war. Ein Café am helllichten Tag. Es lief wie immer. Er bestellte Kaffee. Dann streute er sich Zucker rein. Erst einen Löffel, dann zwei, dann drei, dann vier... nach dem fünften Löffel hatte ich plötzlich den Geschmack des Kaffees, den ich sonst immer trank, in meinem Mund. Es sah aus, als würde ihm der Kaffee sehr gut schmecken. In dem Moment ließ ich mein Gewehr los. Das war alles. Wegen sowas konnte ich keine Menschen mehr umbringen.
Einen Menschen umzubringen ist einfach. Man muss nur vergessen, wie der Zucker schmeckt."
Monster von Naoki Urasawa