Montag, 30. November 2009

Rule of Rose

Eine ungeordnete Rückmeldung zum Gameplay

Rule of Rose
Konsole:
PS2
Genre: Survival Horror

Rule of Rose wurde (zur Zeit dieses Eintrags jedenfalls) nicht in Deutschland veröffentlicht, weshalb ich mich extra dafür bei Ebay angemeldet habe, um es mir aus Frankreich zuschicken zu lassen. Von vielen Leuten wird dieses Spiel als verabscheuungswürdig beschrieben, weil es ein Horrorspiel ist, das unschuldige Kinder diffamieren würde. Das Produktionsteam hat sich für Rule of Rose beispielsweise an Goldings "Herrn der Fliegen" orientiert. Hier wird die Grausamkeit psychologisch durch Kinder verkörpert.



Ehrlich gesagt habe ich mir bei diesem Trailer das Spiel anders vorgestellt habe. Es soll ja eine Menge kontroverse Diskussionen in Gang gesetzt haben. Natürlich sind die Kinder tatsächlich ein wenig durchgedreht und es gibt auch so manches Mal eine Szene, die einem sehr abstrus erscheint. Aber die Gegenreaktion zu diesem Spiel ist tatsächlich übertrieben. So schlimm ist Rule of Rose wirklich nicht.
Es hat wunderschöne Zwischensequenzen und eine sehr gute Grafik auch während des Spielens. Der Soundtrack ist auch toll, erinnert aber keinesfalls an Horror. Generell würde ich das Spiel nicht unbedingt in die Ecke Survival Horror stecken, auch wenn eine andere Einordnung schwer ist. Die Themen sind ernst, es tauchen auch schaurige Monster auf, die aus der Horrorversion von Alice im Wunderland stammen könnten. Die Märchen, an denen sich das jeweilige Kapitel orientiert, werden ähnlich behandelt wie in den Liedern von Oomph!.
Oft gestaltet sich das Spiel allerdings wie eine große Suchaktion, da man meist nur dem Hund Brown hinterherrennt, um irgendeinen Gegenstand zu finden. Dabei sollte man darauf achten, sich niemals an Kleinigkeiten aufzuhalten. Denn Brown findet nicht nur die wichtigen Gegenstände zum Vorankommen im Spiel oder auch Proviant, um die eigene Lebensanzeige aufrechtzuerhalten. Man findet auch Wäscheklammern, alte Socken, Schleifenbänder und jede Menge Glasmurmeln (ich hatte über 30 Stück). Der Hund hat auch eine Schallplatte, Parfümflaschen und eine Filmrolle gefunden, bei denen ich überhaupt nicht weiß, wozu die da sein sollen.
Wie auch immer, man sollte sich mit dem Suchen jedenfalls nicht unbedingt aufhalten.
Ein echtes Übel ist das Kampfsystem. Jennifer kann sich durchaus zur Wehr setzen, wesentlich besser als Fiona bei Haunting Ground. Dafür hilft Brown aber auch nicht viel und das Kämpfen ist mehr Glückssache als alles andere. Wenn man sich vielen Gegnern gegenüber sieht, ist es am besten, einfach wegzulaufen. Egal mit welcher Waffe, man trifft die Gegner kaum, zumindest nicht gezielt und vorausschaubar. Vorteilhaft ist natürlich, dass auch die Gegner oft an einem vorbeispringen.
Die meiste Zeit ist Jennifer damit beschäftigt, gekonnt mit einer Schaufel oder einer sonstigen Waffe durch ihre Gegner hindurchzuschlagen. Kein Wunder, sie schaut dabei noch nicht einmal hin, sondern macht grundsätzlich die Augen zu. Sie ist schwach und stirbt sehr schnell. Wenn sie getroffen wird, dann fällt sie hin und braucht erst einmal eine Stunde, um wieder aufzustehen. Währenddessen können die Gegner in aller Seelenruhe weiter auf sie einhacken. Und wenn ihre Lebensanzeige sehr weit gesunken ist, dann bewegt sie sich so schnell wie eine alte Oma, der man von hinten in die Kniekehlen latscht.
Was auch sehr schön ist: man kann die Kamera nicht überall selbstständig bewegen. Es gibt nur eine Möglichkeit, bei langen Gängen oder Räumen die Kamera von einer der beiden Richtungen einzustellen. Sozusagen eine duale Kameraschwenkung. In vielen freien weiten Räumen ist das aber überhaupt nicht möglich, zum Beispiel bei einigen Bosskämpfen. Das wäre an sich nicht schlimm, wenn die Kamera zumindest das gesamte Geschehen zeigen würde. Doch besonders beim ersten Kampf sieht man den Gegner die meiste Zeit gar nicht.
Darauf kommt es vielleicht nicht an, aber es mindert jedenfalls die Lust aufs Kämpfen und überhaupt Spielen. Für manche Leute wäre dieses Spiel deshalb eine Katastrophe, denn selbst ich rege mich darüber schon auf, auch wenn man sich daran gewöhnen kann. Wichtig ist eben, dass man immer viel ausweicht, hinter den Gegner kommt und nur dann zuschlägt, wenn man weiß, dass man es zwei, drei Mal auf einmal versuchen kann.
Ansonsten ist die Handlung wirklich der wichtigste Punkt in diesem Spiel, warum man es sich vielleicht doch zulegen sollte.

Dienstag, 24. November 2009

Aus dem Leben eines Taugenichts

Alles ist so fröhlich, um dich kümmert sich kein Mensch. Und so geht es mir überall und immer. Jeder hat sein Plätzchen auf der Erde ausgesteckt, hat seinen warmen Ofen, seine Tasse Kaffee, seine Frau, sein Glas Wein zu Abend und ist so recht zufrieden... Mir ist's nirgends recht. Es ist, als wäre ich überall eben zu spät gekommen, als hätte die ganze Welt gar nicht auf mich gerechnet.
Joseph von Eichendorff

Er ist Mensch, und er ist es so sehr, dass er überhaupt nichts außerdem sein will und kann: eben deshalb ist er der Taugenichts, denn man ist selbstverständlich ein Taugenichts, wenn man nichts weiter prästiert, als eben nur Mensch zu sein.
Thomas Mann

Montag, 9. November 2009

Aphorismen als Alibi

Es gibt das Gute nicht. Und wenn einer das Gute repräsentiert, dann lügt er.

Mein Gott und dein Gott kennen einander nicht. Von Gott zu sprechen ist eine Art, von sich selbst zu sprechen. Deshalb ist Moral ein anderes Wort für Lüge.
Weit draußen unterm schwarzgefleckten Himmel, aus dem Boden schießt das weißeste Eis. Barfuß und stolpernd weiter. Die Sohlen schreien. Es regnet glühende Nägel, denen nicht zu entkommen ist. Schwefelmeere brodeln mit weltfüllendem Gestank. In diesem Augenblick senkt sich der universale Arsch Gottes aus dem Weltraum und scheißt seine Schöpfung ins Exit. Für immer. Welch ein Glück, denkt man, während man in der göttlichen Scheiße erstickt.

Die Intellektuellen huren heute mit der Öffentlichkeit genauso wie vorher mit Gott. Wer das für einen Vorwurf hält, weiß nicht, was Gott war und was die Öffentlichkeit ist.

Manchmal beherrscht einen das Gefühl, ganz und gar in diesem Mediengewebe aufzugehen. Du bist nichts als ein Teil dieses Mitteilungszusammenhangs. Und es gibt außer diesem Zusammenhang nichts. Du wirst beatmet. Das heißt informiert. Du selber musst nicht mehr leben.

Das Gegenteil von Kritik ist nicht Lob, sondern Zustimmung. Das ist etwas anderes als Lob. Lob ist Überheblichkeit über den, den man lobt. Lob ist Anmaßung, wie Kritik Anmaßung ist. Machtausübung beides. Wenn man nicht zustimmen kann, soll man den Mund halten.

Vor allem anderen sind wir eine Gesellschaft von Verfolgten und Verfolgern. Und jeder ist beides, Verfolgter und Verfolger. Jeder hat eine deutlichere Erfahrung vom Verfolgtsein als davon, selber Verfolger zu sein. Wir merken deutlicher, was uns angetan wird, als was wir anderen antun.

Wir stoßen einander von den Planken eines sinkenden Schiffs.

Wie verständlich sind mir die Mörder. Schon wegen der Notwendigkeit, die sie zum Ausdruck bringen. Sie geben zu, dass sie nicht anders können.

Er dürstet nach Unmenschlichkeit, weil er sein will wie die, die ihn so gemacht haben.

Kein Verbrechen kommt ohne Utopie aus. Keine Utopie ohne Verbrechen.

Schriftsteller sind ununterbrochen (und ununterbrechbar) mit dem Notieren ihres Alibis beschäftigt.

Eine Figur, deren Tod man für vollkommen gerechtfertigt hält, das wäre Realismus.
Martin Walser