Dienstag, 21. Dezember 2010

Vor mir den Tag und hinter mir die Nacht

Was soll ich anstellen mit meinen Jahren zwischen Wiege und Grab? Wenn ich mir ansehe, mit welchen lächerlichen Methoden Menschen probieren, unser lächerliches Leben zu verlängern, kann ich darüber nur lachen. Wie viele andere habe ich längst eine einfache, billige und sehr effektive Methode entdeckt, mein eigenes Leben um Jahrhunderte zu verlängern. Der Irrtum der anderen besteht doch darin, dass sie nach Wegen suchen, das Leben in die Zukunft hinein zu verlängern, ein höchst schwieriges Unterfangen mit einem höchst unklaren Ziel. Ich hingegen verlängere mein Leben in die Vergangenheit, und mein Weg dorthin ist natürlich das Lesen. Anstatt darum zu kämpfen, weitere zwei oder zehn Jahre in eine mir immer unverständlicher werdende Zukunft zu stolpern, wandere ich in Begleitung der klügsten Köpfe durch die Epochen.
Vor mir den Tag und hinter mir die Nacht von Jakob Hein

Dienstag, 16. November 2010

Sehnsucht nach Glück

Was den Rest der ersten Lebenshälfte, also das jugendliche Alter, trübt, ja unglücklich macht, ist das Jagen nach Glück, in der festen Voraussetzung, es müsse im Leben anzutreffen sein. Daraus entspringt die fortwährend getäuschte Hoffnung und aus dieser die Unzufriedenheit. Gaukelnde Bilder eines geträumten, unbestimmten Glückes schweben, unter kapriziös gewählten Gestalten, uns vor, und wir suchen vergebens ihr Urbild. Hierzu trägt freilich noch bei, dass meistens uns das Leben früher durch die Dichtung als durch die Wirklichkeit bekannt wird. Die von jener geschilderten Szenen prangen, im Morgenrot unserer eigenen Jugend, vor unserm Blick und nun peinigt uns die Sehnsucht, sie verwirklicht zu sehen - den Regenbogen zu fassen. So entsteht die Täuschung. Denn was allen jenen Bildern ihren Reiz verleiht, ist gerade dies, dass sie bloße Bilder und nicht wirklich sind und wir daher, bei ihrem Anschauen, uns in der Ruhe und Allgenugsamkeit des reinen Erkennens befinden. Verwirklicht werden heißt mit dem Wollen ausgefüllt werden, welches Wollen unausweichbare Schmerzen herbeiführt.
Ist sonach der Charakter der ersten Lebenshälfte unbefriedigte Sehnsucht nach Glück, so ist der der zweiten Besorgnis vor Unglück. Denn mit ihr ist, mehr oder weniger deutlich, die Erkenntnis eingetreten, dass alles Glück chimärisch, hingegen das Leiden real sei.
Arthur Schopenhauer

Freitag, 17. September 2010

Beamtete Arxxxlochförderation Geistesgestörter (BAföG)

Von: rebse13th
An: e.rxxxxx
Thema: Erbschaftserklärung 


Sehr geehrte Frau Rxxxxx,

hiermit übersende ich Ihnen ein formloses Schreiben zur völlig sinnlosen und überflüssigen Erklärung eines nicht vorhandenen Erbes, auf das sie nie Anspruch hatten.

Dieses bescheuerte Dokument dient Ihrer Tochter Rebxxxx Zxxxx als Opfergabe für das BAföG-Amt zur Huldigung der dort ansässigen Priester (Beamten), die allesamt überfordert und unterbezahlt sind. Bitte setzen Sie Ihre Unterschrift unter das Dokument - rechtsgültig wird es übrigens nur, wenn Sie mit Ihrem eigenen Blut unterschreiben.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Diese Nachricht wird sich in Kürze selbst zerstören.

Mit freundlichem Gruß

Rebxxxx Zxxxx (Beamtensklave, äh... BAföG-Geschädigte, ähm... Ausbildungsgeförderte der nächsten Generation...)


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Von: e.rxxxxx
An: rebse13th
Thema: Erbschaftserklärung

Sehr geehrte Frau Zxxxx,

ich bestätige den Eingang Ihrer Nachricht und möchte Sie davon in Kenntnis setzen, dass das Beamtensklave, äh .... Doc. per Post auf dem Weg ist.

Leider war ich wegen zu dicken Blutes nicht dazu in der Lage, die Unterschrift mit meinem blauen Blut zu leisten, habe als Ersatz blaue Tinte benutzt.

Mit freundlichem Gruß

Exxx Rxxxxx

Montag, 23. August 2010

Bekenntnisse eines englischen Opium-Essers

Giovanni Battista Piranesi: Untitled etching (called "The Pier with Chains"), plate XVI (of 16) from the series The Imaginary Prisons (Le Carceri d'Invenzione), Rome, 1761 edition (reworked from 1745).
Giovanni Battista Piranesi: Untitled etching (called "The Drawbridge"), plate VII (of 16) from the series The Imaginary Prisons (Le Carceri d'Invenzione), Rome, 1761 edition (reworked from 1745).
Giovanni Battista Piranesi: The Smoking Fire, plate VI (of 16) from the series The Imaginary Prisons (Le Carceri d'Invenzione), Rome, 1761 edition (reworked from 1745)
Giovanni Battista Piranesi: Untitled etching (called "The Sawhorse" or "The Saw Horse"), plate XII (of 16) from the series The Imaginary Prisons (Le Carceri d'Invenzione), Rome, 1761 edition (reworked from 1745).

"Als ich mir vor vielen Jahren Piranesis ›Römische Antike‹ ansah, stand Coleridge dabei und beschrieb mir eine Reihe von Stichen dieses Künstlers, die seine Träume genannt wurden und die die Szenerie seiner Visionen während eines Fieberwahns wiedergaben. Einige von ihnen (ich beschreibe sie lediglich aus der Erinnerung an Coleridges Bericht) zeigten riesige gotische Hallen, auf deren Boden mächtige Maschinen und Geräte, Räder, Seile, Schleudern und so weiter standen, eine ungeheure Kraft ausdrückend, die sie freigesetzt, oder einen riesigen Widerstand, den sie überwunden haben. An der Seite der Mauern sah man eine Treppe sich hinauf winden, und diese Treppe schritt Piranesi persönlich empor. Folge der Treppe ein Stück weiter, und du bemerkst, daß sie ein plötzliches Ende erreicht, ohne irgendein Geländer, und keinen Schritt dem erlaubt, der das äußerste Ende erreichen sollte, es sei denn hinunter in die Tiefe. Was auch immer mit dem armen Piranesi werden sollte, zumindest war zu vermuten, daß seine Mühen in irgendeiner Weise zu Ende gehen würden. Doch erhebe deinen Blick und erblicke weiter oben noch eine Treppe, auf der wieder Piranesi zu sehen ist, der diesmal unmittelbar am Rande des Abgrundes steht. Erhebe abermals deinen Blick und entdecke eine noch luftigere Treppe, und wieder befindet sich dort der phantasierende Piranesi, mit seiner hochstrebenden Arbeit beschäftigt; und so geht es immer weiter, bis sich sowohl die unendlichen Treppen als auch der hoffnungslose Piranesi in der oberen Düsternis der Halle verlieren."

Piranesi und Thomas de Quincey

Mittwoch, 4. August 2010

Silent Hill 1

Achtung, viele Spoiler!


Silent Hill
Konsole:
PS1
Genre: Survival Horror

Zum ersten Mal habe ich das Spiel vermutlich ungefähr im Jahr 2002 gespielt.
Die Idee der Stadt Silent Hill basiert auf ähnlichen Geisterstädten, die beispielsweise durch Kohlebrände ausgelöscht wurden und heute nicht mehr betretbar sind, wie die real existierende Stadt Centralia.


Die Gegend um Centralia wurde größtenteils für die Kohleförderung im Bergbau genutzt. Die Grabungsgänge verteilten sich weit unter der gesamten Stadt. Irgendwann brach durch ein Unglück ein unterirdisches Feuer in der Stadt aus, das viele Menschenleben forderte und die Bewohner dazu zwang, die Stadt zu verlassen. Auch heute noch steigen giftige Dämpfe an die Oberfläche, die für den Menschen schädlich sind und auch im Zuge dessen zu Halluzinationen führen können. Der Kohlespeicher reicht jedoch dazu aus, dass das Feuer noch etliche Jahrzehnte weiterbrennen kann.

Das ist also das Vorbild für Silent Hill. Im ersten Teil des Spieles wird der Brand nur am Rande erwähnt. Vor sieben Jahren soll sich dort ein Feuer ereignet haben, doch was danach geschah, bleibt ungewiss. Man spielt den Familienvater Harry Mason, der mit seiner Tochter nach Silent Hill in den Urlaub fahren möchte. Harrys Frau ist schon vor einigen Jahren an einer Krankheit gestorben. Doch noch bevor Harry mit seinem Wagen den Stadtrand erreicht, sieht er im Straßengraben ein Polizeimotorrad verunglückt. Einen Augenblick später läuft ein junges Mädchen vor ihm über die Straße, er verliert die Kontrolle über den Wagen und dann das Bewusstsein.
Als er wieder erwacht, ist er mit dem Auto ebenfalls verunglückt. Doch noch schlimmer ist das Verschwinden seiner Tochter. Er beginnt mit der Suche nach ihr in der scheinbar verlassenen Stadt Silent Hill. Untypisch für die Jahreszeit ist der dichte Nebel und der Schnee, der immer wieder zur Erde fällt. Harry trifft auf die Polizistin, der das Motorrad gehört. Sie will Hilfe anfordern, doch die gesamte Stadt scheint von der Außenwelt abgeschnitten. Straßen sind blockiert oder verlieren sich in Abgründen. Niemand kann die Stadt verlassen. Nach und nach findet Harry heraus, dass seine Tochter die Wiedergeburt von Alessa ist, einem Mädchen, dass in Silent Hill aufwuchs und von ihrer Mutter, Anhängerin einer fanatischen Sekte, für Experimente missbraucht wurde. Die kleine Alessa sollte Gott gebären und damit die Stadt vor der eindringenden Dunkelheit bewahren. Dabei merkte niemand, dass gerade dieses Tun das Verderben über Silent Hill brachte.
Mit der Dunkelheit ist die Welt gemeint, in die sich Silent Hill immer wieder verwandelt. Eine düstere Welt aus fabrikähnlichen Gerüsten, Blut, Monstern... ein Wirklichkeit gewordener Alptraum. Um dieser Dunkelheit zu entkommen, muss Alessa vernichtet werden. Das bedeutet für Harry, dass er gegen seine eigene Tochter kämpfen muss.
Doch nach diesem Showdown besteht die letzte Sequenz nur daraus, dass man Harry bewusstlos mit blutendem Kopf in seinem Wagen sieht, scheinbar tot.

Silent Hill spielt oft mit Traum und Realität. Man weiß nicht, was Wirklichkeit ist. Stellt die alternative Welt das Jenseits dar und alle Menschen, die man trifft, haben nur noch nicht erkannt, dass sie eigentlich längst gestorben sind? Oder ist die andere Welt ein Sinnbild für die eigene Psyche, die eigene Wahrnehmung der Außenwelt mit all ihrer Grausamkeit? Sind die Protagonisten in Silent Hill alle verrückt? Oder ist die Dunkelheit tatsächlich die Hölle, welche durch die abwegigen Rituale hervorgerufen wurde?
Das alles bietet im Spiel viele Interpretationsmöglichkeiten.

Für die Atmosphäre sind größtenteils nicht nur die Bilder verantwortlich, sondern in erster Linie die Musik und die Geräusche. Darum bin ich auch ein ziemlich großer Fan von Akira Yamaoka, der für alle Teile des Spieles und für den Film die Musik kreierte.
Ich kannte Silent Hill 1 ja schon seit längerem. Als ich es vor einem Jahr jedoch noch einmal mehrfach durchgespielt habe, musste ich feststellen, wie toll dieses Spiel wirklich ist. Ich hatte einiges vergessen und habe mich trotz langer Horrorspielerfahrung an einigen Stellen ziemlich erschreckt. Noch immer.
Es gibt einige, die meinen, die Grafik wäre mittlerweile mies und dass man das Spiel so gar nicht mehr spielen könnte. Aber das sehe ich keineswegs so. Noch immer finde ich die Grafik hervorragend, im Sinne dessen, was man zur damaligen Zeit herausholen konnte. Es gibt einige Spiele, die jetzt erscheinen und die grafisch echt super aussehen... dennoch kommen viele nicht an SH1 heran. Denn zu einer guten Grafik gehört nun einmal mehr. Man muss die Liebe zum Detail spüren. Besonders die außergewöhnliche Kameraführung ist beim ersten Teil von SH einfach am besten gelungen. Das kann man schwer beschreiben, aber ich glaube, dass ich gerade bei diesem Teil die Figur und die Kamera am besten im Griff habe. Es passt einfach super zusammen.
Auch die Ideen zur Veränderung der Welt sind im ersten Teil ziemlich gut. Beispielsweise geschieht das erste Überschreiten dadurch, dass man in der Schule, in der Harry nach seiner Tochter sucht, durch einen Glockenturm geht. Man steigt eine Leiter hinab und geht immer geradeaus. Und plötzlich steht man wieder außerhalb des gleichen Glockenturms auf dem Schulhof und alles ist verändert. Noch besser ist jedoch die Idee beim Krankenhaus. Man steigt im ersten Stock in den Fahrstuhl, fährt in die zweite Etage und muss feststellen, dass die Tür dort verschlossen ist. Darum fährt man in die dritte Etage, doch auch dort ist die Tür verschlossen. In dem Moment ist man erst einmal ratlos, weil es jetzt scheinbar kein Weiterkommen gibt. Doch als man zurück in den Fahrstuhl steigt, gibt es dort plötzlich einen Knopf für die vierte Etage. Das Krankenhaus hat allerdings nur drei Etagen. Fährt man nun in dieses Stockwerk, beginnt sich das Krankenhaus zu verändern.
Das alles wirkt sicher nicht so gut, wenn man es nicht selbst spielt und erlebt... wie auch immer.

Die traurigste Stelle ist meiner Meinung nach die Geschichte um Lisa Garland. Im Spiel trifft Harry auf die Krankenschwester Lisa. Sie taucht nur in der veränderten Welt von Silent Hill im Krankenhaus auf und kann dieses auch nicht verlassen. Sie meint, sie wäre in Ohnmacht gefallen und kann sich an nichts mehr erinnern. Harry findet im Untergeschoss des Krankenhauses seltsame und furchteinflößende Räume. Und in einem davon wurde Alessa festgehalten. Man erfährt ein paar Sachen zu einem Brand, in dem das Mädchen eigentlich hätte sterben müssen. Ihr gesamter Körper war verkohlt.
Der Realfilm zu Silent Hill gibt Aufschluss darauf, dass Alessa einerseits Gott gebären sollte, andererseits jedoch als vom Teufel besessen betrachtet wird. Im Film soll sie deshalb im Feuer gereinigt werden. Das Mädchen starb nicht und blieb die gesamte Zeit im Krankenhaus, leidend unter ihren Verbrennungen. In dieser Zeit hat sich ihr Hass immer weiter ausgebreitet. Dadurch geschah das gesamte Unglück in Silent Hill, zumindest nach dieser Interpretation.
Im Spiel (und zum Teil wurde das im Film übernommen) ist Lisa die Krankenschwester von Alessa. Deshalb kann sie sich auch dunkel an die unterirdischen Räume erinnern. Man findet im Laufe des Spieles ein Video, das Lisa zeigt, die verzweifelt über das noch lebende, verbrannte Mädchen spricht. Sie versteht nicht, was dieses Kind am Leben hält. Und sie will auch nicht weiter mit ihrer Pflege betraut werden. Lisa beginnt seltsame Dinge zu sehen, Eiter und Blut laufen aus den Wasserhähnen... und dann kommt sie zu der Erkenntnis, dass sie selbst eines der Monster ist, eine von den verwandelten Krankenschwestern, die Harry immer wieder angreifen. Damals wie heute denke ich, dass das die traurigste Stelle im Spiel ist.

Beim ersten Durchspielen habe ich, wie bereits beschrieben, das schlechteste Ende freigespielt, bei dem Harry tot in seinem Wagen liegt und die ganze Geschichte nicht real war. Es gibt aber für den ersten Teil, wenn ich richtig liege, fünf verschiedene Endings. Die Polizistin Cybil beispielsweise greift Harry gegen Ende des Spieles an, weil sie scheinbar besessen ist. Man kann sie entweder töten oder durch eine rote Flüssigkeit, die man im Krankenhaus findet, wieder normal werden lassen. Überlebt sie das Spiel, kann man die zwei anderen Enden freischalten. Das ist dann abhängig von Kaufmann. Im Spiel trifft Harry, wenn er zum ersten Mal das Krankenhaus betrittt, auf Dr. Kaufmann. Dieser arbeitet im Krankenhaus. Später kann man ihn in einem Extrakapitel noch einmal treffen und vor einem Monster retten, damit er ebenfalls überlebt. Nach und nach findet man in diesem Fall heraus, dass Kaufmann scheinbar mit Drogendelikten zu tun hat und einige Menschen in Silent Hill dafür draufgegangen sind. Wenn man Kaufmann rettet, wird der Endkampf schwerer, weil er Alessa, also die ursprüngliche Gestalt von Harrys Tochter, mit der gleichen Flüssigkeit bewirft, mit der man selbst Cybil wieder zurückgebracht hat. Dadurch löst sich der Dämon von Alessa, gegen den Harry dann natürlich kämpfen darf. Wenn er nur gegen die besessene Alessa kämpft, dann ist der Kampf wesentlich einfacher.
Egal, ob Cybil lebt oder nicht, auf diese Weise ist Alessa vom Dämon befreit und erschafft wiederum eine Wiedergeburt von sich selbst. Dieses Kind nimmt Harry anstatt seiner Tochter Cheryl auf, welche nun für immer verloren ist. Harry flieht in den beiden guten Enden also mit oder ohne Cybil und mit dem kleinen Baby. Im dritten Teil von Silent Hill, der sich an den ersten anschließt, erfährt man dann, dass dieses Kind Heather heißt, aber dazu schreibe ich später mehr.

Rettet man Cybil, dann erzählt Harry eine Geschichte, die man ansonsten nicht weiß. Nämlich, dass seine siebenjährige Tochter Cheryl nicht das Kind von ihm und seiner vor vier Jahren verstorbenen Frau ist. Sie haben vor sieben Jahren das Kind am Straßenrand gefunden und aufgenommen. Da wird Harry dann auch klar, dass es offensichtlich die Wiedergeburt Alessas war. Diese Vorgeschichte sieht man übrigens bei Silent Hill Origins, wozu ich auch bald noch etwas schreiben werde. Dabei wird klar, dass Harry nicht einfach am Straßenrand ein Kind gefunden hat, sondern dass Travis es ihm gab.
Ob man Cybil tötet oder nicht, das Ende für Kaufmann bleibt das Gleiche... Er scheint eine Liebschaft mit der Krankenschwester Lisa zu haben. Da Lisa sowieso verloren ist, holt sie dann in einer lustigen Szene Kaufmann ebenfalls zu sich.


Dienstag, 29. Juni 2010

Neulich bei einer Familienfeier ...

Onkel: "Und, was macht die Uni so?"
Ich: "Steht noch."
Onkel: "Hast du viel zu tun?"
Ich: "Geht so." (denkt: Das interessiert dich doch sowieso nicht.)
Onkel: "Warum kommst du uns nicht mal öfter besuchen? Was machst du denn die ganze Zeit?"
Ich: "Nun, in diesem Semester muss ich eine Hausarbeit über Technikanthropologie schreiben, bald halte ich ein Referat über Säkularisierungstheorien und diese Woche muss ich noch ein Essay über die Frage abgeben, ob Perzeptionen nur respräsentativ sind oder auch einen propositionalen Gehalt besitzen."
Onkel: "..."

Dienstag, 15. Juni 2010

Neulich im Seminar ...

Student A: "Warum reden wir die ganze Zeit von Sekten? Ich finde, der Begriff ist hier völlig falsch, wenn wir vom Christentum in der Neuen Welt sprechen. Es geht hier doch um protestantische Gruppen. Dagegen denke ich bei Sekten eher an Scientology."
Student B: "Und was ist mit den Zeugen Jehovas? Die bezeichnen wir ohne Zögern als Sekte, obwohl das genauso Christen sind. Im Grunde bestimmt nur die Größe und Macht der Gruppierung darüber, wann wir etwas als Kirche bezeichnen. Weil die Zeugen vergleichsweise wenige Mitglieder haben, sind sie eben eine Sekte."
Student A: "Nein, die werden doch Sekte genannt, weil sie Kontrolle und Druck auf ihre Mitglieder ausüben und kleine Kinder vergewaltigen."
Dozent: "Ich dachte, das wären die Katholiken."

Dienstag, 25. Mai 2010

Ins Kristall bald dein Fall

Wohl darf ich geradezu dich selbst, günstiger Leser, fragen, ob du in deinem Leben nicht Stunden, ja Tage und Wochen hattest, in denen dir all dein gewöhnliches Tun und Treiben ein recht quälendes Missbehagen erregte, und in denen dir alles, was dir sonst recht wichtig und wert, in Sinn und Gedanken zu fragen, vorkam, nun läppisch und nichtswürdig erschien? Du wusstest dann selbst nicht, was du tun und wohin du dich wenden solltest; ein dunkles Gefühl, es müsse irgendwo und zu irgendeiner Zeit ein hoher, den Kreis alles irdischen Genusses überschreitender Wunsch erfüllt werden, den der Geist wie ein strenggehaltenes furchtsames Kind gar nicht auszusprechen wage, erhob deine Brust, und in dieser Sehnsucht nach dem unbekannten Etwas, das dich überall, wo du gingst und standest, wie ein duftiger Traum mit durchsichtigen, vor dem schärferen Blick verfließenden Gestalten umschwebte, verstummetest du für alles, was dich hier umgab. Du schlichst mit trübem Blick umher wie ein hoffnungslos Liebender, und alles, was du die Menschen auf allerlei Weise im bunten Gewühl durcheinander treiben sahst, erregte dir keinen Schmerz und keine Freude, als gehörtest du nicht mehr dieser Welt an.
Der goldene Topf von E. T. A. Hoffmann

Donnerstag, 1. April 2010

Die Welt ein ewiger Wechsel, das Leben ein Wahn

Am Ende treibt dich die Ruhmsucht in der Welt umher? Da sieh hin, wie schnell alles ins Grab der Vergessenheit sinkt, sieh hin auf den unermesslichen Abgrund der Zeit vor dir und nach dir, mache dir klar die Nichtigkeit des Lobgetöns, die Wandelbarkeit und Urteilslosigkeit derer, die dir Beifall klatschen, und die Enge des Raumes, der deinen Ruhm umfasst. Ist doch die ganze Erde nur ein Punkt im All, und welch kleiner Winkel auf ihr ist deine Wohnung?

Wenn du auch dreitausend Jahre lebtest oder dreißigtausend, so vergiss doch nie, dass keiner ein anderes Leben verliert als das, welches er wirklich lebt, und kein anderes lebt als das, welches er verliert. Das längste Leben läuft also mit dem kürzesten auf eines hinaus. Der gegenwärtige Augenblick ist für alle gleich und der entschwindende sollte es nicht sein? Auch der verlorene erscheint in Wirklichkeit nur wie ein Augenblick, denn weder kann man die Vergangenheit noch die Zukunft verlieren, denn was man nicht hat, kann man auch nicht verlieren. Nur den gegenwärtigen Augenblick verliert man, da man nur diesen allein besitzt.
Marc Aurel

Dienstag, 9. März 2010

Jahrmarkt

"Habt ihr es wohl schon bemerkt, wie ich es nicht bezweifle, dass wenn man lange einen Kleiderschrank nicht öffnet, die Röcke nicht herausnimmt und trägt, leicht Motten sich hier und dort einspinnen und selbst ganz neues, schönes Tuch zernagen und sich ganze gute Teile herausbeißen, die nachher zu Löchern werden?
Seht Kinder, so ist es auch mit dem Menschen. Er muss an das Freie, umgepackt oder getragen werden, etwas erleben, sonst setzen sich in der ungestörten Einsamkeit noch schlimmere Motten in sein Herz und seinen Verstand. Ja, das Gemüt kann so versauern, dass der Mensch wahrhaft schlecht und elend wird."

"Die vollendete Unnatur hat auch einen gewissen Reiz; auch wird dadurch der Sinn für Natur umso mehr geläutert und geschärft."

"Ganz gut", sagte der Amtmann, "er bleibt mit allen seinen Schwächen immer ein verehrungswertes Individuum, denn er strebt einem Unsichtbaren nach, einem Überirdischen, und ein solcher ist immer mehr wert als Tausende von denen, die nichts Höheres wissen und wünschen, als nur der Gemeinheit zu dienen."
Der Jahrmarkt von Ludwig Tieck

Mittwoch, 17. Februar 2010

"Tut mir Leid", sagte der Teller

Im Traum war er ein Stück Vollkornbrot gewesen. Er lag auf einem Teller und wollte das Glas Wasser heiraten, das neben ihm stand.
"Das geht nicht", sagte der Teller. "Du bist nicht rein wie das Wasser. Auf deinen Körnern haben Blattläuse gesessen und du hast das zugelassen."
"Aber ich bin doch durch das Feuer gegangen", antwortete das Brot.
"Trotzdem weiß ich das mit den Blattläusen. Tut mir Leid! Ich bleibe hart", sagte der Teller.
Im Wolfspelz von Wolfgang Joop

Freitag, 12. Februar 2010

Wegweiser

Eine Übersetzung

道しるべ 
Michishirube


Nicht mehr lang und ich habe wieder Geburtstag,
Doch bedeutet es nur eine weitere Kerze.
Zwischen all den schwankenden Dingen
In diesem zerbrechlichen Gleichgewicht
Zittert auch mein Herz.
Ich mag keinen Streit, doch in diesem Herzen
Halte ich stets die Waffe auf jemanden gerichtet.
Selbst wenn ich dafür Andere fortstoßen muss,
möchte auch ich auf diesem Siegerpodest stehen.
Man sehnt sich nach etwas, strebt nach etwas.
Jeder sucht heutzutage doch
Nach einem Wegweiser.
Leben... was bedeutet das?
Bedeutet es, zu kämpfen? Oder allen Kämpfen auszuweichen?
Richtig... was bedeutet das?
Bedeutet es, keine Fehler zu machen?
Oder etwas nicht aus den Augen zu verlieren?
Ausgetrocknet und gealtert von den Tränen,
Gewachsen an den Zeichen eines Lächelns.
Gemeinsam mit meiner Liebe
Will ich mein Kreuz beugen und die Last auf mich nehmen.
Es tut weh, wie sehr ich glücklich sein möchte.
Ich möchte dich glücklich machen, so sehr, dass es schmerzt.
Und trotzdem wird irgendwann die Zeit kommen,
Da ich vergesse...
Freundlichkeit... was bedeutet das?
Bedeutet es, zu verzeihen?
Oder, dass einem verziehen wird?
Jemanden zu lieben... was bedeutet das?
Bedeutet es, zu vertrauen?
Oder sein zweifelndes Herz vor dem Anderen zu verbergen?
Gegen den Regen komme ich nicht an,
auch gegen den Wind verliere ich,
aber irgendwann einmal werde auch ich
den Weg weisen
Leben... was bedeutet das?
Bedeutet es, zu kämpfen?
Oder jemanden immer zu beschützen?
Der Schritt, den ich jetzt machen werde,
soll nicht ein Schritt in Richtung Tod sein,
Sondern einer ins Leben.
Die Worte, die ich jetzt singe,
Werden mich vielleicht entwaffnen,
Aber ich hoffe, dass sie die Herzen der Menschen berühren
Und somit mein Wegweiser werden.

aus dem Film "Ikigami"

Donnerstag, 11. Februar 2010

Jacques II

Jacques ist Schriftsteller, seine Freundin Kinderärztin.

Abends erzählt sie mir, welcher ihrer Patienten an diesem Tag in ihren Armen gestorben ist. Sie ist aufgewühlt und ich weiß nicht, was ich tun soll, um sie von der Last ihres Schmerzes zu befreien.
"Vielleicht solltest du dir einen anderen Beruf suchen", sage ich, nachdem sie wegen des Todes eines epileptischen Kindes die ganze Nacht geweint hat.
Diesen Satz verzeiht sie mir nie.
"Es ist einfach, den Leuten zu helfen, ohne sie zu sehen, zu berühren oder direkt mit ihnen zu reden. Es ist einfach, es ist bequem, es ist ungefährlich!"
"Du willst doch wohl nicht, dass ich mich zu jedem meiner Leser setze und mit ihm diskutiere?"
"Doch, genau das sollst du tun! Du hast dir diesen Job ausgesucht, um vor der Welt zu fliehen. Mit wem hast du denn schon zu tun, verbarrikadiert in deinem Zimmer, immer nur vor dem Computer? Mit deinem Verleger? Mit deinen wenigen Freunden? Das ist doch nicht die Welt. Du lebst in einer Fantasiewelt, einem kindlichen Universum, das nur in deinem Kopf existiert, egal was, Hauptsache, du musst nicht erwachsen werden. Aber eines Tages wird die wirkliche Welt dich einholen, meine Welt, die, in der ich mich mit meinen Kranken, meinen Deprimierten, meinen Gedemütigten herumschlage. Mit deinen Büchern wirst du nie etwas an dem Elend, dem Hunger und den Kriegen ändern."
Mir gehen Fragen durch den Kopf. Ist mein Beruf wirklich unmoralisch?
Um mich wieder ins Gleichgewicht zu bringen, gehe ich am Abend ins Kino und sehe mir genau die Art von Film an, die ich normalerweise hasse wie die Pest. Dort wird lang und breit all das gezeigt: Arme, Kranke, vom Schicksal Geschlagene und Leute, die sich gegenseitig umbringen. Wenn das die Realität ist, dann ziehe ich das Kino in meinem Kopf vor.
Die Worte wirken mit Verspätung. Ich kann nicht mehr schreiben. Ich bin ein Perverser, der Spaß daran hat, verrückte Geschichten zu verfassen, während die ganze Welt leidet. Soll ich mich jetzt den "Ärzten ohne Grenzen" anschließen? Durch Afrika laufen und jedes Kind impfen, das mir unter die Nase kommt? Ich spüre in mir Anfänge einer Alles-sinnlos-Krise. Bewährtes Mittel dagegen: mich im Klo einschließen und Bilanz ziehen. Ist es eine Schreibblockade? Ist es die Verzweiflung, nicht allen Geplagten auf diesem Planeten helfen zu können? Ist es die Hilflosigkeit, Tyrannen und Ausbeutern gegenüber machtlos zu sein?
Ich reiße mich am Riemen, schicke einen Scheck an eine karitative Organisation und setze mich wieder an den Schreibtisch. Ich liebe das Schreiben so sehr, dass ich sogar bereit bin, dafür zu bezahlen, dass ich mich ihm in Ruhe widmen kann.
Im Reich der Engel von Bernard Werber

Mittwoch, 10. Februar 2010

Jacques I

Eines Tages läuft Jacques von seinen Eltern fort und hat nur die fernsehsüchtige Katze Mona Lisa bei sich...
Mona Lisa dreht völlig durch, weil ich keinen Fernseher habe. Sie springt wie eine Wahnsinnige umher. Mit den Pfoten zeigt sie auf die Steckdosen und den Antennenanschluss, für den Fall, dass ich diese noch nicht entdeckt habe.
Nach ein paar Tagen Fernsehentzug verfällt Mona Lisa in eine Depression. Sie frisst nicht mehr, entzieht sich meinen Streicheleinheiten, schnurrt nicht mehr und faucht, sobald ich mich ihr nähere.
Gestern habe ich Mona Lisa tot auf dem Tisch gefunden, auf den ich einen Fernseher hätte stellen können. Ich vergrabe sie hinter einem Busch in einem Park. Als Grabstein stecke ich eine Fernbedienung in die Erde, die ich in einer Mülltonne gefunden habe. Dann gehe ich ins nächste Tierheim und adoptiere Mona Lisa II., die der jungen Mona Lisa I. unglaublich ähnelt: das gleiche Fell, der gleiche Blick, die gleiche Haltung.
Diesmal begehe ich nicht denselben Fehler. Ich spare von meinem Lebensmitteletat die erste Rate für einen kleinen gebrauchten Fernseher ab und lasse ihn von morgens bis abends laufen.
Im Reich der Engel von Bernard Werber

Freitag, 5. Februar 2010

Gute Unterhaltung

Das Leichenschauhaus bietet ein für jeden Geldbeutel erschwingliches Schauspiel, das sich Arme wie Reiche kostenlos leisten können. Nur hereinspaziert, die Tür ist offen! Der Ort kennt Liebhaber, die einen Umweg machen, um ja keine der Vorstellungen des Todes zu versäumen. Sind die Steine leer, dann gehen die Leute enttäuscht, wie Bestohlene, weg und brummen vor sich hin. Doch wenn die Steine reich bedeckt sind und genügend menschliches Fleisch zur Schau gestellt wird, dann drängen sich die Besucher, geraten mühelos in Erregung, entsetzen sich, scherzen, spenden Beifall oder pfeifen, wie im Theater, und gehen schließlich befriedigt wieder weg, wobei sie erklären, dass das Schauhaus heute gut gelungen sei.
Thérèse Raquin von Émile Zola

Mittwoch, 3. Februar 2010

Liebe ist Besitzanspruch

Besitz ist eigentlich eine trostlose Angelegenheit. Alles, was man erlangt, was man sein eigen nennt, gerinnt zur Selbstverständlichkeit. Die Begeisterung dafür, das Begehren, das vorher da war, erlischt sofort. Man will dies, man will das, und all der Krempel - Klamotten, Taschen und so weiter - verkommt sofort, nachdem man es erworben hat, zu einem bloßen Exemplar der Sammlung. Man trägt das Zeug ein paarmal, und schon hat es den Reiz des Neuen eingebüßt. Mit der Ehe ist es wohl nicht anders, auch hier geht es darum, den anderen zu besitzen. Und selbst wenn man nicht verheiratet ist, neigen doch die Typen im Laufe der Beziehung dazu, herrisch zu werden - gemäß dem Sprichwort: "Einen Fisch an der Angel braucht man nicht zu füttern". So läuft das doch. Und was, wenn dem Fisch das Futter ausgeht? Dann hat er lediglich die Wahl zwischen zwei Möglichkeiten: entweder zu verrecken oder zu flüchten. Besitz ist eine heikle Angelegenheit, und trotzdem wollen wir Dinge und Menschen für uns haben.
Tokyo Love von Hitomi Kanehara

Montag, 1. Februar 2010

Gothic: Schwarz ist ästhetisch bunt


Fortsetzung zum Eintrag über Satanismus

Im Zusammenhang mit dem Thema Satanismus ist etwas anderes ebenfalls auffällig, wenn man Modeerscheinungen betrachtet, denen man einen Inhalt zuzuweisen versucht. Es ist immer wieder schwer, bei verschiedenen Gruppierungen die Unterscheidungen in politischer oder religiöser Richtung vorzunehmen.
Scientology wird momentan beispielsweise eher als rechts angesehen, vor allen Dingen wegen der Aussage zur "Säuberung"; früher hat Tom Cruise die Verleumdungen gegen diesen "Orden" jedoch mit der Hetze der Nazis gegen die Juden verglichen, was ja eher auf links schließen lässt.
Ursprünglich hat Scientology wiederum die gleichen okkulten Wurzeln wie der Nationalsozialismus und Tom Cruise meinte selbst mal, dass Scientologen die besseren Menschen seien im Vergleich zum Rest, was wiederum stark an das dritte Reich erinnert. Allerdings fehlt hier die Ariosophie - Scientology macht es nicht an einer Blut- und Bodenideologie fest. Den Grundgedanken verändert das dennoch nicht.
Bei allgemein bezeichneten "Schwarzlern" ist es ebenso schwer, die Unterscheidung in politischer Richtung vorzunehmen. Obwohl Gothics eigentlich unpolitisch sind, kann man meiner Meinung nach eher einen linksgerichteten Trend wahrnehmen. Dero beispielsweise ruft häufig mal bei Konzerten "Nazis raus" oder ähnliches. ASP bedankt sich in seinen CDs oft bei Rechtsradikalen, dass sie seine Musik nicht mögen. Es gibt Auslegungen wie Schwarzpunks oder Rocker, die sowohl in die düstere als auch in die linke Richtung tendieren.
Auf der anderen Seite ist der Übergang vom Gothic zum Metal auch schnell vollzogen, wo es dagegen viele Bands gibt, denen rechtsextremer Inhalt nachgesagt wird. Klar, dazu kommen die mythologischen Inhalte, germanische Runen, Gottheiten und ähnliches... das alles wird nun einmal auch auf rechtsextremer Seite verwandt.
Und bei Punks kann man heutzutage auch nicht mehr leicht unterscheiden. Springer trägt mittlerweile fast jeder und an den Schnürsenkelfarben kann man sich heutzutage dummerweise nicht mehr orientieren, weil viele Schwarzpunks davon keine Ahnung mehr haben... Noch dazu gibt es Hooligans auf allen Seiten.
Dahin gehend war es mir fast lieber, dass in NRW mehr Emos rumrennen, denen man schon ansieht, dass sie harmlose Mitläufer sind.

So viel zur Politik, aber wie sieht es mit der Religion aus? Ich sehe Gothics mit Kreuzen und ich sehe welche mit Pentagrammen, mit einem oder auch mit zwei Zacken oben, genauso wie ich auch umgedrehte Kreuze sehe. Ich selbst trage beides, sowohl Kreuze als auch umgedrehte Pentagramme, aber keine umgedrehten Kreuze und keine normalen Hexenpentagramme.
Da das alles im Trend mitschwimmt, kann man viele Leute nicht mehr einschätzen oder einordnen. Sind es nun Möchtegernsatanisten, die schon mal eine Katze umgebracht haben, oder tatsächliche Vertreter von LaVeys Lehre oder fanden sie nur das Symbol toll, sind es vielleicht Christen oder Atheisten, treffen die sich nachts auf dem Friedhof oder sind es Fans von Tokio Hotel...?
Diese Unwissenheit und Ignoranz von vielen finde ich doch sehr beunruhigend.

Nun gut, es geht aber nicht nur um Satanismus und diverse Religionen.
Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, noch einmal breit zu erklären, woher Gothic nun eigentlich kommt und was es auszeichnet, aber das ist ein recht weitläufiges Gebiet, das ich wahrscheinlich immer wieder erweitern könnte.
Grundsätzlich sagt man, dass sich Gothic in den 80er Jahren aus der Punkbewegung entwickelt hat. Es gab und gibt ja sehr viele bunte Punks, die man zumeist auf der Straße antrifft. Dann gab es aber auch schon sehr schnell komplett schwarz gekleidete Punks, deren Vorbilder man meinetwegen bei den Sexpistols sehen konnte. Sicher existieren beim Gothic auch viele Einflüsse vom Metal, der ja ebenfalls düster orientiert ist. Und wenn man sich diese drei Richtungen so anschaut, dann gibt es bei allen ähnliche Abstufungen.
Im Metal kennt man die dunklen, furchteinflößenden Gestalten, die zumeist entweder aggressive oder depressive harte Musik machen. Auf der anderen Seite hat sich aber beispielsweise mit Kiss die Richtung des Glam Metal herausgebildet. Ein weiteres Beispiel für diesen Glam ist auch die Rocky Horror Picture Show. Düstere Aspekte werden zum Teil maskiert und satirisch dargestellt. Und diese Art von Glam findet man beim Gothic wieder. Es gibt die normalen Gruftis, die zumeist unauffällig schlicht schwarz gekleidet sind, ohne viel Schnickschnack. Dann gibt es die richtigen Gothics mit aufwändigen schwarzen Kostümierungen. Es gibt Fetischgoths in Lack und Leder, genauso wie Gothic Lolitas in Rüschen- und Spitzenkleidern und mit niedlichen Accessoires oder sogar Mischungen aus Lolita, Punk und Goth. Überall auf der Welt hat sich das anders herausgebildet und sieht es anders aus. Europa, Amerika, Asien... in Europa wird man wahrscheinlich viel mehr klassische Gothics antreffen, weil auch einfach die hiesige Geschichte dazu beiträgt. In Amerika gibt es wahrscheinlich eher Mischungen aus Punk und Metal. Dagegen sind in asiatischen Ländern wie Japan sehr stark Lolitas vertreten, Glam Rock, Visual Kei eben. Da geht es viel mehr um das Aussehen als um irgendwelche Anschauungen. Beim Visual Kei kann man die Musikrichtungen schwer festmachen, weil sich diese Gruppierung tatsächlich nur durch ihr Äußeres definiert.
All diese unterschiedlichen Stile verbreiten sich durch das Internet mittlerweile auf der ganzen Welt und bilden Mischformen, die man kaum mehr in Schubladen stecken kann. Visus gab es vor einigen Jahren bereits hierzulande. Zu der damaligen Zeit war zumindest in Deutschland noch gar keine Rede von Emos. Diese Richtung habe ich bewusst erst vor zwei bis drei Jahren hier festgestellt, im Westen übrigens stärker als im Osten. Das scheint allerdings eine Beeinflussung aus den USA zu sein, vielleicht noch aus England. Mittlerweile weisen jedoch auch Emos sehr viele verniedlichende Tendenzen auf, was eher an den asiatischen Raum erinnert. Letztens habe ich gehört, dass der Emo-Stil eine Mischung aus Gothic, Punk und Manga ist. Demnach wurde alles, was gerade so in war, in einen Topf zusammengeworfen.

Mittwoch, 13. Januar 2010

Satanismus: Unschuld ist heilig und Hass erlaubt



Eine ganze Menge von Leuten dachte früher, dass Gothics und Satanisten das Gleiche wären. Doch die meisten der in die Schwarze Szene Integrierten wehren sich vehement gegen eine Bezeichnung als Satanisten. Einige vertreten häufig noch die Ansicht, Satanisten würden Kinder opfern und einem Satan frönen und wollen sich von einer solchen Einordnung (verständlicherweise) distanzieren. Dabei lassen sie völlig außer Acht, was den Satanismus eigentlich ausmacht.
All jene Beispiele von "Kindern und Jungfrauen als Menschenopfer" sind bestenfalls Ausdruck eines individuellen Satanismus', bei dem sich jemand gedacht hat, er könne für seine Taten einfach mal das Böse schlechthin zum Grund erklären. Viele "echte" Satanisten würden an dieser Stelle ziemlich entrüstet sein, sich mit solchen kriminellen Vollidioten wie dem Ehepaar Ruda vergleichen zu lassen.
Die Form des Satanismus, die auf der satanischen Bibel von LaVey beruht und auf die sich mittlerweile die meisten berufen, lässt Opferungen aller Art völlig außen vor und verabscheut sie sogar. Die Grundregeln 9 bis 11 besagen nämlich, man solle keine Kinder verletzen, keine Tiere töten, wenn sie einen nicht angreifen oder man sie verzehren möchte, und man soll keine Menschen in der Öffentlichkeit belästigen.
Satan steht eher für die Individualität an sich, für das eigenverantwortliche Denken und Handeln im Menschen und dafür, sich nicht von einem höheren Gott oder einer überirdischen Kraft unterdrücken zu lassen. Darum könnte auch jeder Atheist dieser "Lehre" angehören. Hinzu kommt, dass dieser (autarke) Satanismus die Bibel nicht verneint; es ist eher eine weitere Form des Christentums, die sich von ihm abgezweigt oder vielmehr von der Kirche losgelöst hat.
Im Neuen Testament, also im Christentum, war Satan durchaus ein Zeichen des Bösen. Im Alten Testament und demnach in allen ursprünglichen Religionen, die einen einzigen Gott verehren, aber nicht. Die ersten monotheistischen Anschauungen enthielten nicht das absolute Böse, sondern betrachteten es als einen Teil vom Ganzen. Häufig wird der im Alten Testament beschriebene "Geist", der später die Rolle des Teufels einnimmt, als ein Prüfer angesehen. Er stand direkt unter Gott als einer seiner Angehörigen, der für Gott die Menschen auf ihren Glauben prüfen sollte, und er war demnach nichts zwingend Schlechtes. Natürlich rief er das Böse im Menschen hervor, aber das hing schließlich wiederum vom Menschen ab.
Die anderen beiden, eher neuzeitlichen Ansichten beruhen darauf, dass man Gott als den Unterdrücker des Menschen sieht und Satan als dessen Befreier, wie Prometheus, der den Menschen das Feuer brachte und dafür in den Orkus verbannt wurde. Da steht Luzifer als Lichtbringer im Mittelpunkt. Allerdings ist diese Meinung auch ein wenig benachteiligend für den Menschen, da Luzifer schließlich erst aus dem Himmel verbannt wurde, als er sich weigerte, vor Adam, der Krone der Schöpfung Gottes, in die Knie zu gehen. Warum sollte Luzifer dem Menschen also wohlgesonnen sein, wenn er ihn nur als einfachen unwürdigen Lehmklumpen ansah? Diese Anschauung nennt man jedenfalls gnostisch umgewerteten Satanismus.
Beim zweiten, dem integrativen Satanismus werden Gott und Teufel gleichgesetzt, sie sind Teil ein und derselben Kraft im Menschen. Das muss ebenfalls nichts zwingend Übernatürliches sein, wenn man erneut auf atheistische Ansichten verweist.

Viele, die sich satanistischen Vorstellungen angeschlossen haben, waren - wenn überhaupt - nur deswegen gegen das Christentum, weil sie es als Unterdrückung ansahen und die in der Bibel beschriebenen Opferungen verachteten. Für sie hat jedes Leben den gleichen Wert, egal ob Mensch oder Tier. Wie gesagt, dem unschuldigen Leben darf kein Leid angetan werden. (Darum werden einige Satanisten auch zu Vegetariern.) Besonders in der Lehre von LaVey spielt das eine große Rolle.
Bei Crowley, Begründer des Satanismus vor LaVey, der sich selbst als das Tier 666 bezeichnete, sah das anfangs allerdings auch ein wenig anders aus, so viel möchte ich noch hinzufügen. Man muss ihm zugestehen, dass er wahrscheinlich nur so geworden ist, weil seine Eltern einer fanatischen christlichen Sekte angehörten, wobei sich Crowley jedoch in seiner extremen Anschauung später geändert hat und weniger radikal auftrat.
Es gibt genauso christliche Glaubensorden, die völlig neben der Spur laufen und denen anscheinend nur Bekloppte angehören. Solche Vereinigungen, die zum Beispiel meinen, nicht Gott sondern Satan hätte die Welt erschaffen, um Gott zu ärgern und die Seelen der Menschen in dieser Welt gefangen zu halten. Um von dort ins Paradies zu kommen, müsse man so schnell wie möglich durch Verhungern Suizid begehen. Oder solche seltsamen christlichen Messen, bei denen Sperma und Menstruationsblut als der Leib Christi verzehrt wird. Da steht das Christentum dem Satanismus in nichts nach.


Satanismus und kirchliches Christentum sind sich in vielen Dingen erstaunlich ähnlich. Es gibt positive Sachen und negative, wobei ich für mich persönlich sagen muss, dass die positiven auf der Seite des Satanismus eindeutig überwiegen. Dafür ist er letztendlich aber auch gefährlicher. Gefährlich ist zum Beispiel, dass keine Unterscheidungen vorgenommen werden, was die Bezeichnungen im Satanismus anbelangt. Alles, egal in welche Richtung es geht, kann unter Satanismus eingeordnet werden, selbst irgendwelche tier- oder kinderopfernden Idioten. Natürlich haben die einzelnen Orden ihre Namen, aber es gibt im Grunde genommen keine einheitliche "Kirche" (abgesehen von der Church of Satan, aber bei der geringen Mitgliederzahl...).

Beim Christentum gibt es zumeist zwei verschiedene Glaubensbekennungen, katholisch und evangelisch, und der Rest wird anders genannt oder es sind irgendwelche Randerscheinungen und Sekten, die allerdings alle davon distanziert betrachtet werden können. Geht es jedoch um den Glauben um Satan oder einfach nur um Ansichten, die als solche bezeichnet werden können und alles gänzlich Übernatürliche verloren haben, dann wird meist an das Bild des Teufels gedacht, das im Neuen Testament auftaucht, wie ich bereits weiter oben erklärte.

Verallgemeinerung und Irrglauben sind meist die Folge. Dabei bauen beide "Religionen" aufeinander auf - der Satanismus greift eine ganze Menge Dinge aus der Bibel auf, die widersprüchlich sind, und wandelt sie deshalb in eine ebenfalls auf diesen Grundlagen aufbauende Philosophie um (wohlgemerkt nicht bei allen Ausrichtungen)
.


"Wenn Jesus Christus der größte Mensch ist, solltest du ihn in höchstem Maße lieben. Höre doch, wie er das Gesetz der zehn Gebote bekräftigt hat: Spottete er nicht über den Sabbat und somit auch über den Sabbatgott? Mordete er nicht jene, die um seinetwillen gemordet wurden? Wandte er nicht das Gesetz ab von der Ehebrecherin? Stahl er nicht die Arbeit anderer, sich selbst zunutze? Legte er nicht falsches Zeugnis ab, als er vor Pilatus sich zu verteidigen unterließ? War er nicht begehrlich, als er für seine Jünger betete und sie den Staub von ihren Füßen schütteln hieß gegen die, die ihnen Herberge weigerten? Ich sage dir, keine Tugend kann bestehen, ohne dass diese zehn Gebote gebrochen werden. Jesus war ganz Tugend und handelte aus innerem Antrieb, nicht nach Regeln."
Die Hochzeit zwischen Himmel und Hölle
von
William Blake

Die Grundgedanken des Satanismus sind nicht schlecht. Außerdem ist dieses Thema in der Literatur sehr in
teressant: Charles Baudelaire, John Miltons "Paradise Lost", Dantes "Inferno" oder die Trilogie "His Dark Materials" von Philip Pullman, der von allem ein wenig in seine Erzählung eingebaut hat.
Gesellschaftsrebellion durch Satanismus dagegen finde ich inhaltlos. Oder wenn man daraus Kommerz macht, wie Marilyn Manson oder Cradle of Filth. Bei den Berühmtheiten aus Amerika scheint es ja ein Trend zu sein, irgendeiner Organisation anzugehören, wie beispielsweise Tom Cruise. Und wenn man mal hinter die Fassaden blickt, dann sind nicht nur Orden wie Church of Satan in dieser Richtung orientiert, auch Scyntology, die Illuminaten oder Freimaurer, sie alle haben ihre Wurzeln bei derlei Gruppierungen, den Rosenkreuzern, O.T.O. (Ordo Templi Orientis), die in anderer Richtung als Satanismus bezeichnet werden und die ursprünglich aus den christlichen Ritterorden entstanden sind.


Dass viele nur irgendwelchen Trends nachjagen, sehe ich da als echtes Problem. Es gibt schon zu viele, die als Modegothics (oder mittlerweile Emos?) rumlaufen. Und vielleicht ist gerade das ein Grund, um ein wenig mehr in dieser Richtung aufzuklären, damit nicht so viele Trugschlüsse entstehen. Wenn ich mal die Bücher von Ravensburger ansehe, in denen Satanismus eine Rolle spielt, dann muss ich feststellen, dass dort hoffnungslos falsch ausgelegt und/oder verallgemeinert wird. Natürlich gibt es auch solche Gruppen und ich will ihren Stellenwert als Satanismus nicht bestreiten, aber echter Satanismus ist das für mich nicht.

Na ja, ich bin kein Satanist, generell glaube ich an nichts außer mich selbst (obwohl das wieder die beste Voraussetzung für diese "Glaubensrichtung" wäre). Ich finde es nur schade, dass besonders dieses Thema so voller Missverständnisse steckt.

Literatur:
LaVey, Anton Szandor: Die Satanische Bibel & Die Satanischen Rituale, Zeltingen-Rachtig 2007.
Schweer, Thomas: Satanismus, München 2004.
Schmidt, Joachim: Satanismus. Mythos und Wirklichkeit, Marburg ²2003.
Dvorak, Josef: Satanismus. Schwarze Rituale, Teufelswahn und Exorzismus. Geschichte und Gegenwart, München 2000.

Samstag, 2. Januar 2010

Homosexuell Erkrankte können trotzdem Christen sein

Auch unsere christlichen Brüder und Schwestern, die homosexuell erkrankt sind, können in unseren Kreis aufgenommen werden, schließlich sind wir alle sündig und kämpfen in unserem Leben um Absolution. Wir müssen uns gegen unsere Sexualität richten und dem allmächtigen Wort Gottes vertrauen, denn Sex darf keine Macht über uns haben! Wir müssen uns dagegen zur Wehr setzen, besonders gegen die uneinsichtigen Homosexuellen, die nichts an ihrem Verhalten ändern. Sie verschmutzen die Umwelt und sind für die globale Erwärmung verantwortlich, sonst hätte Gott diese Übel nicht über uns geschickt.
... Seltsam. Wir fragen uns, warum steht nichts zur Klimakatastrophe in der Bibel? Dabei sollte es doch möglich sein, dass ein einziges Buch über 2000 Jahre lang zutreffend ist. Dass Gott dies in seiner Allmacht geschafft hat, ist wirklich unglaublich. Es schaffen ja noch nicht einmal die Leute bei Microsoft eine Anleitung für Windows zu schreiben, die auch nur ein einziges Jahr lang zutrifft. (Daran zeigt sich wieder, dass der Mensch nicht allwissend und perfekt ist wie Gott und so.) Da wir uns allerdings in einer Stagnation befinden, ist es logisch, dass so ein Buch, das ja keinen Bezug zur Realität benötigt, immer up to date ist. Dann können wir gleich mal damit anfangen, uns gegen die Regierung zu stellen, weil die in diesem Jahr die Käfighaltung von Hühnern verboten hat. Das ist so unchristlich! Die Tiere müssen den Menschen unterworfen werden, darum dürfen sie auch in irgendwelchen Käfigen zugrunde gerichtet werden! Am besten machen wir mit den Homosexuellen (diesen Sodomisten!) das Gleiche, wenn sie sich nicht gegen die Auslebung ihrer bösen Neigungen richten. Wir stecken sie in Käfige und brennen sie mit dem ganzen psychisch kranken Pack nieder. Ein Glück, dass Kain Abel getötet und nicht gevögelt hat. Amen.