Freitag, 8. April 2011
Kafka
Vor einigen Tagen habe ich einen Käfer gefangen. Er flog durch den Raum,
gegen die Fensterscheibe, weil er vermutlich in die Außenwelt wollte,
und stürzte ab. Dabei landete er auf seinem Rücken und kam nicht mehr
hoch. Ich habe ein Glas über ihn gestellt. Eine Zeit lang bewegte er
sich noch. Aber ich schenkte ihm schnell keine Beachtung mehr. Jetzt,
nachdem ich mich seiner wieder erinnerte, musste ich feststellen, dass
er noch immer lebt. Er drückt seine Beine gegen den Boden, um sich
aufzurichten. Beinahe wollte ich die Beschreibung "verzweifelt"
verwenden, weil er genau danach aussieht. Seine Bewegungen wirken
menschlich. Ob er wirklich etwas Derartiges fühlt, kann ich nicht sagen.
Aber aus seinem kleinen Glaskäfig kann er ohnehin nicht entfliehen,
selbst wenn er noch immer mit den Beinen um sich schlägt, sogar wenn er
nicht auf dem Rücken läge. Doch das weiß er nicht. Darum ergeben seine
Bemühungen noch so lange Sinn, bis er die Wahrheit erkennt. Ich habe ihn
Kafka genannt. Weil ich es nicht schaffe, ihn zu erlösen, warte ich
darauf, dass er stirbt.
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